Das Zeichen des Tieres, die Zahl 666 aus der Johannes-Offenbarung
Bei diesem Zeichen handelt es sich um ein Bild für einen stillschweigend vorausgesetzten und überall geforderten Verhaltenskodex, den sich in unserer Zeit jeder aneignen muss, der am Geschäfts- und Alltagsleben und am gesellschaftlichen Leben teilnehmen will. Sie nennen es ‚geschmeidiges‘ oder ‚freundliches‘, ’seriöses‘, ‚kompetentes‘, ’selbstbewusstes‘, ‚verantwortungsbewusstes‘, ‚leistungsorientiertes‘ ‚zuvorkommendes‘ oder ’serviceorientiertes‘ Verhalten.
Es gehört dazu die Schmeichelei, die gekünstelte Freundlichkeit und das geheuchelte Wohlwollen, das unaufrichtige und ungerechtfertigte Loben, die taktische Höflichkeit und gegebenenfalls Unterwürfigkeit, die Bauchpinselei, das Zwecklügen und jede andere Form der Verstellung, die demonstrative Selbstsicherheit und schließlich die gemeinschaftliche Ablehnung derer und die Geringschätzung und Ächtung denen gegenüber, die sich dieses Verhalten nicht zueigen gemacht haben.
Wer in seiner Arbeit Kundenkontakt oder häufigen Umgang mit Kollegen hat, ist gezwungen, ein solches heute übliches Verhalten an den Tag zu legen, weil er sonst als unfreundlich empfunden wird und früher oder später die Stelle verliert. Die Vorgesetzten fordern es von ihren Angestellten, denn wer sich beim Reden nicht verstellt, findet keine Anstellung und kommt nirgendwo zurecht. Dadurch besteht für jeden, der auf Erwerbsarbeit angewiesen ist, ein selten offen ausgesprochener, unterschwelliger Zwang, sich dieses Verhalten und diese Umgangsformen anzueignen. Wer das nicht tut, der gilt als Kundenschreck oder gegenüber den Kollegen, die sich alle verstellen (die meisten tun es gezwungener Maßen und ungern, weil es Kraft kostet und auf Dauer anstrengend ist), als nicht teamfähig. Die Verstellung beim Reden und das gewohnheitsmäßige, leichtgängige alltägliche Lügen sind in der Schrift in den Weisheitstexten als bei Gott verhasste und von den Menschen gerühmte Verkehrtheiten und Gräuel beschrieben.
Auch wenn jemand in einem Unternehmen oder in einer Behörde Missstände offen anspricht oder publik macht, wird er freigestellt oder rausgemobbt, er gilt als Kameradenschwein, Querulant oder Nestbeschmutzer, während die, die diese Missstände zu verantworten haben, geschützt und befördert werden. Dabei behaupten sie in der Regel, dass sie alles, was sie gemacht haben, nur zum Vorteil ihres Arbeitgebers gemacht hätten und dass sie ihm damit nützen wollten, wofür sie unter der Hand Anerkennung fordern und in der Regel auch finden. Wer sich an diesem aktuell überall herrschenden üblen Treiben nicht beteiligen will, gilt als unfähig, denn man sieht die Bereitschaft zur Schlechtigkeit als eine Fähigkeit an und als Voraussetzung dafür, dass jemand für Führungsaufgaben geeignet ist. Wenn sich jemand davon fernhält, gilt er als schwach oder inkompetent. Jeder weiß, dass es so läuft und die Menschen richten sich in ihrem Alltag gezwungenermaßen danach. Wer diese herrschenden Verhältnisse kritisiert, gilt als naiver Träumer, der nicht weiß, wie es in dieser Welt läuft.
Durch solche und viele ähnliche Mechanismen haben heute nur noch diejenigen Erfolg, die die üblen Umgangsformen und Verhaltensweisen angenommen haben, die in der Bibel als das Zeichen des Tieres angekündigt sind, das man angenommen haben muss, um sich am Geschäfts- bzw. Arbeitsleben beteiligen zu können. Dieses Zeichen ist an der Stirn oder an der Hand angebracht, d.h. es gehört dazu eine bestimmte Art zu denken und zu reden und auch eine Art zu handeln. Denn es ist der Feind der Menschen, der heute die meisten Spielregeln im Leben bestimmt, weswegen er von Jesus auch ‚Gott dieser Welt‘ genannt wird. Die von ihm etablierten Geschehensmuster und seine Botschaften beherrschen die Welt der Menschen in allen Bereichen und gehören wie selbstverständlich zur irdischen Existenz, sie sind völlig alltäglich, gewöhnlich und allgegenwärtig.
Auch in der Pop-, Rock- und auch in der Kunstmusik und in der übrigen Unterhaltungsindustrie sind die Botschaften zunehmend von ihm inspiriert und das müssen sie auch sein, wenn ein Künstler mit seinem Werk in diesem Umfeld und in dieser Zeit Erfolg haben will. Denn heute hat vor allem derjenige Erfolg, der das Zeichen des Tieres angenommen hat und sich nach den damit verbundenen Erfordernissen richtet, so wie es auch angekündigt ist. In vielen Songs wird die Sünde und die Verkehrtheit geradezu zelebriert und diese nüchtern und bei Lichte betrachtet üblen Botschaften werden in eingängigen Melodien verbreitet und so vom Hörer unreflektiert mitgesungen und übernommen. Man bewertet auch öffentlich die vom Widersacher stammenden Botschaften übereinstimmend als zeitgemäß, cool, richtungsweisend, vorbildhaft, nachahmenswert, originell, geistreich usw., d.h. dass alles, was von ihm kommt, positiv bewertet, gelobt und gefördert wird, während alles an der Wahrheit orientierte und Rechtschaffene als langweilig, altbacken oder unzeitgemäß zurückgewiesen wird. So durchdringt das, was vom Widersacher kommt, alle Lebensbereiche und bestimmt den Alltag in der Welt der Menschen fast vollständig. Wer die geforderten Verhaltensweisen angenommen hat, wird von aller Welt als kompetent, fähig oder leistungswillig gelobt, erwirbt sich einen guten Ruf, wird gefördert und steigt auf. Er gilt als geeignet, Verantwortung zu übernehmen.
Die Zahl 666 taucht in der Schrift außer im Buch Esra, wo sie die Anzahl der Nachkommen eines Israeliten angibt, sonst nur noch in einem Zusammenhang auf, es ist die Menge an Gold, die beim König Salomo jährlich eingeht, d.h. sein Einkommen. Um des Einkommens willen eignen sich die Menschen auch das beschriebene tierische Verhalten an, denn würden sie das nicht tun, würden sie aussortiert und durch das Raster fallen und sich und ihre Familie nicht ernähren können. Dadurch besteht ein unterschwelliger und selten offen ausgesprochener Zwang, sich an diesem Treiben zu beteiligen. Wer das nicht tut, hat davon gravierende, mitunter existenzielle Nachteile und muss mit den Konsequenzen leben.
Weil die Beteiligung daran eine entscheidende Voraussetzung für beruflichen Erfolg ist, haben heute auch in der Regel die Kinder Erfolg, deren Eltern selbst beruflichen Erfolg haben, denn sie bekommen diese Umgangsformen von klein auf gelernt, man nennt diese Fähigkeiten auch softskills und sie wurden zuletzt immer wichtiger. Mittlerweile gelten sie in vielen Bereichen als ausschlaggebender für die Eignung eines Bewerbers als Fachkompetenz. Menschen, die anders oder gar nicht erzogen werden, haben es dagegen oft deutlich schwerer in der Schule und im Berufsleben Fuß zu fassen und ihre Rolle in der Gesellschaft zu finden.
Die Menschen sind im Beruf also nicht trotz ihrer Verkehrtheit erfolgreich, sondern die Verkehrtheit ist vielmehr eine Voraussetzung für Erfolg in der Welt der Menschen. Sie wird den Schülern darum auch schon in der Schule anerzogen und die dazugehörigen Verhaltensweisen als nötige Grundkompetenzen und geforderte softskills antrainiert. Denn die Schulen haben ja nicht das vorrangige Ziel, die Schüler zu guten, rechtschaffenen Menschen zu erziehen, die im Endgericht bestehen, sondern sie sollen die Grundkompetenzen vermitteln, damit diese in der heutigen Gesellschaft und im Berufsalltag zurecht kommen. Dabei müssen sie sich natürlich nach den herrschenden Verhältnissen richten, denn würden sie die Schüler zu rechtschaffenen Menschen bilden, würden diese sich im Beruf nicht zurecht finden, weil dort nicht Rechtschaffenheit, sondern Bereitschaft zur Sünde gefordert und vorausgesetzt wird.
Bei der Mehrheit herrscht das menschenunwürdige Treiben und wer sich daran nicht beteiligt, stößt überall auf Ablehnung und wird aussortiert. Weil sich der Messias an diesem Treiben nicht beteiligen wird, heißt es über ihn bei Jesaja und in den Psalmen, dass er ein Stein des Anstoßes für die Sünder ist, ein Stein, der von den Bauleuten verworfen wurde aber für die neue Ordnung, in der diese ganzen Übel wieder beseitigt sein werden, zum Eckstein wird.
Zuletzt werden diese herrschenden Verhältnisse, bei denen alles auf dem Kopf steht, weil die Unheilstifter und die Verkehrten überall den Ton angeben und vorgeben, wie alles gemacht wird, wieder berichtigt. Wer in der alten Ordnung, in der das Unrecht herrschte, satt war, wird dann hungern, und wer in der Zeit des Unrechts und der Sünde gehungert hat, wird satt werden, wenn wieder das Recht überall begründet ist. Wer heute niedrig ist, wird erhöht und wer heute hoch ist, wird erniedrigt.