Es heißt heute aus Kreisen, die die Wissenschaften zu dem Instrument der ersten Wahl zur Erklärung aller Dinge schlechthin erklären, immer wieder, dass diese die Welt und das Leben besser, genauer und zutreffender erklären würden, als es vormals in alten, vorwissenschaftlichen  Zeiten den Religionen gelang. Man unterstellt oft, dass man sich zu religiösen oder mythischen Erklärungen und Deutungen der alltäglichen Beobachtungen des Menschen in der Welt flüchtete, weil man in den Wissenschaften noch nicht so weit war. Durch den angeblich beispiellosen Fortschritt in der menschlichen Erkenntnis durch den Forschritt und den Siegeszug der Wissenschaften sei jetzt alles besser und richtiger erklärbar, weswegen die religiösen oder mythischen Erklärungen überflüssig und abgelöst seien. Angeblich hätten sie sich in den meisten Fällen als Aberglaube und damit als unzutreffend und den Verstand irreführend erwiesen. Deswegen hält man sich heute allgemein für wissender als jemals zuvor in der Menschheitsgeschichte und man fühlt sich den Generationen der früheren Zeiten überlegen und bewertet deren Ansichten oft als naiv oder leichtgläubig. Das ist eine gern und immer wieder vorgebrachte Behauptung und auch der Anspruch vieler Adepten vor allem der naturwissenschaftlichen Disziplinen.

Doch prüft man die Ergebnisse, die uns mittlerweile tatsächlich durch diesen im wesentlichen nur gefühlten Fortschritt vorliegen, stellt sich schnell Ernüchterung ein, denn wenn jemand wirklich die Welt um sich herum verstehen und erklären will und nicht nur mit fleißig angelesenem und auswendig gelerntem Scheinwissen und Fachvokabular Eindruck bei seiner Mitwelt machen will, dann sucht er in diesen Fächern vergeblich nach Antworten auf seine Fragen. Denn immer, wenn in einem fachwissenschaftlichen Disput oder bei einer Lehre die Sprache auf die enstcheidenden kernfragen und Punkte kommt, verweisen die Fachleute auf irgendwelche Theorien oder Werke, die man dazu lesen soll. Konsultiert man dann diese Werke oder Theorien, erfährt man dieselbe Enttäuschung, denn egal wie genau man sich mit den Fragen befasst, an den entscheidenden Punkten wird immer darauf verwiesen, dass diese Fragen gerade erforscht würden. Durch diese heute üblichen und überall anzutreffenden Verweise aufeinander verdecken und vernebeln die selbsternannten Welterklärer ihre eigene Unwissenheit und tarnen, bisher sehr erfolgreich, die Unzulänglichkeiten ihrer oft als gesichertes Wissen propagierten Lehren und Theorien und sie entziehen sich dadurch einer kritischen Prüfung auf Herz und Nieren. Etwas anderes bleibt ihnen auch nicht übrig, weil sie alle wissen, dass sie im Grunde  trotz allen angehäuften Fachbegriffen und Deteils in manchen Spezialfragen selbst keine Antworten auf die entscheidenden Fragen wissen. Denn gäbe es solche Antworten, würde man sie vom Ersten, den man dazu befragt gleich hören, denn jeder Fachkundige würde sie kennen und bereitwillig nennen, denn er könnte sich dadurch ja empfehlen. Die eigenen oft wiederholten Ansprüche werden also in der Realität nirgendwo erfüllt und die gemachten Versprechungen werden nicht eingelöst, denn wenn man Bilanz zieht, muss man heute nüchtern kostatieren, dass es bis heute nicht ein einziges Phänomen in dieser Welt gibt, das wissenschaftlich tatsächlich vollständig und widerspruchsfrei verstanden oder erklärt wäre. Denn in den Wissenschaften werden, wie auch in der Philosophie, die großen Fragen nicht beantwortet, wie Vertreter und Wortführer ihrer Fächer oft unreflektiert behaupten, sondern lediglich diskutiert.

Der große Vorteil der wissenschaftlichen Erklärweisen vieler Fragen ist dabei, dass sie die natürlichen Phänomene anhand von Prinzipien und Gesetzmäßigkeiten erklären, die uns aus eigenener Erfahrung bekannt sind, weshalb sie oft einleuchten, leicht verstehbar sind und gut nachvollzogen werden können. Es klingt zunächst oft alles plausibel. Der bei näherer Betrachtung  sich aber in der Regel einstellende Nachteil ist, dass die herangezogenen Prinzipien und Muster die Geschehnisse bestenfalls zum Teil und oft auch gar nicht stichhaltig erklären, denn es bleiben immer Restzweifel und ein mulmiges Gefühl zurück, es geht alles nicht richtig auf und es fallen schnell Ungereimtheiten mit anderen, ihrerseits ebenfalls als sicher geltenden Erklärungen auf. Einstein z.B. hat es bis zu seinem Tod gewurmt, dass seine Relativitätstheorie mit der Quantentheorie nicht in Einklang zu bringen war, obwohl beide in ihrem Anwendungsbereich offensichtlich brauchbare und richtige Ergebnisse liefern. So ist es mit allen rein wissenschaftlichen Erklärversuchen: Sie gehen nie ganz auf und werfen dabei am Ende oft mehr Fragen auf, als sie tatsächlich klären. Weil man sich dieses Mangels in wissenschaftsgläubigen Kreisen bewusst ist und ihn nicht abstellen kann, erklärt man ihn heute in der Regel zu einer Tugend und zu etwas notwendigem, was in der Natur der Sache begründet läge. Tatsächlich ist es ein Zeichen für eine grundsätzliche Unzulänglichkeit oder sogar das Scheitern dieser Herangehensweise, die Antworten zu den Menschheitsfragen allein aus den Wissenschaften gelten lassen will.

Der Vorteil der weisheitlichen Erklärungen, die man in den heiligen Schriften findet, dagegen ist, dass diese die uns vorkommenden Phänomene tatsächlich und restlos und ohne Widersprüche oder Ungereimtheiten erklären. Ihr Nachteil aber ist, dass wir diese Erklärungen oft nicht gut verstehen können, weil ihre Allgemeinheit unser Fassungsvermögen nicht selten übersteigt. Denn sowohl in der Tiefe, in der wir in die Gegenstände eindringen könnnen als auch in der Abstraktheit im Denken ist unsere Erkenntnis begrenzt, was bewirkt, dass die Gegenstände ab einem bestimmten Punkt undeutlich oder ganz unfasslich werden. Eine ein für allemal festgelegte und unveränderliche Grenze für unsere Erkenntnis, wie sie von einigen Philosophen, wie z.B. Kant oder Wittgenstein angenommmen und behauptet wurde, scheint es dabei aber nicht zu geben, denn die Geschichte zeigt, dass den Menschen mit der Zeit immer wieder neue Begriffe gegeben werden, die man zuvor nicht kannte und die unser Wissen um die Wirklichkeit etwas erweitern. Wenn unser Wissen durch einen Denker oder Forscher um einen solchen Begriff erweitert wird, hält man diese neue Einsicht nicht selten erst einmal für Un- oder Irrsinn und lehnt sie zunächst ab, um dann nach und nach zu erkennen, dass darin doch etwas real Existierendes enthalten sein muss weil sich diese neue Einsicht bewährt. Denn alle unsere Erkenntnis wird uns von Gott gelehrt und das tut er, indem er uns Begriffe, d.h. Vorstellungen eines Sachverhaltes, zur gegebenen Zeit einfallen lässt. Alle Erkenntnis kommt auf diese Weise zustande, alles, was wir bis heute auf diesem Wege erhalten haben, stammt von einem allwissenden Lehrmeister.

Man muss viel Zeit investieren und sehr beharrlich sein, wenn man die heiligen Schriften richtig verstehen und auslegen will, denn zunächst erscheint vieles widersinnig oder fremdartig vor allem für heutige Schulabsolventen und an den gegenwärtig bestimmenden Lehrmeinungen gebildeten Menschen. Nach und nach weitet sich aber das Verständnis und bald ist man auch dazu in der Lage, alle alltäglichen Phänomene schlüssig und wahrheitsgetreu zu deuten und zusammenzubringen. Dazu muss man mit Offenheit und Aufnahmebereitschaft an die Schriften herantreten und ihnen grundsätzlich zunächt Wahrhaftigkeit unterstellen und es vermeiden sie von vorn herein innerlich abzulehnen und nur nach scheinbaren Widersprüchen zu suchen oder die Lehren zu bespötteln. Diese  aufnahmebereite Grundhaltung ist die des Glaubens und Vertrauens und ohne sie wird man die heiligen Schriften nicht lesen können, ihr Sinn bleibt dem widerwilligen und misstrauischem Leser verschlossen. Das gilt so auch für alle anderen Gegenstände der Bildung und des Verstehens auch alle Wissenschaften: Wenn man die ganze Sache von vorn herein ablehnt, kann man die innere Logik der Sache nicht erkennen, sie erschließt sich einem nicht. Die Herangehensweise ist also in allen Wissensgebieten für einen Erfolg ausschlaggebend und entscheidend. Denn wer alle guten Einfälle innerlich zurückweist – und durch solche Einfälle wird alles , was uns begegnet verstanden – der erhält bald keine mehr und ist durch seine eigene Ablehnung vom Verstehen augeschlossen. es erschließt sich ihm nichts mehr, weil er sich durch seine eigene ablehnende Haltung als ungeeignet erweist.

Die Wissenschaften und die Religionen konkurrieren zudem nicht um eine ausschließliche und vollständige Erklärung aller Dinge, sondern sie ergänzen sich, so wie auch die Physik und die Biologie z.B. nicht um die alleinige Erklärung der Natur konkurrieren, sondern sich ergänzen. Jede Disziplin untersucht den Gegenstand in jeweils eigener Hinsicht, die Physik sucht vor allem nach Geschehensprinzipien, nach Kräften und anderen derartigen Wirkzusammenhängen in der Welt der Körper, während die Biologie die Natur betrachtet, insofern sie lebendig ist. Der Begriff des Lebendigseins spielt in der Physik z.B. überhaupt keine Rolle, diese Aspekte interessieren hier nicht. Die Chemie wiederum zielt darauf ab, die stoffliche Zusammensetzung und die daraus resultierenden Eigenschaften der Materie in der Natur zu erkennen. Die Mathematik dagegen hat es vor allem mit Quantitäten und Verhältnissen zu tun. Alle diese Wissenszweige konkurrieren also nicht um eine ausschließliche und vollständige Erklärung aller Dinge, sondern man bekommt ein einigermaßen umfassendes Bild erst, wenn man sie als sich ergänzend betrachtet und  jede für den Bereich heranzieht, für den sie kompetent und gedacht ist.

So verhält es sich auch mit dem Verhältnis zwischen Naturwissenschaften und der Religion. Wenn nun heutige Wissenschaftler behaupten, die Erklärungen der Wissenschaften hätten die der Religionen historisch abgelöst, dann verkennen sie diese grundlegende Natur dieser Wissensgebiete und auch die ihres eigenen. Denn die Naturwissenschaften haben nur die innerweltlichen Gesetzmäßigkeiten im Blick, die angeben nach welcher Regel ein beobachtbares Geschehen aus seinen Ursachen folgt, d.h. sie ergründen wie sich alles Geschehen in der Welt vollzieht und welchen sich wiederholenden Regelmäßigkeiten es dabei folgt, während die Weisheitstraditionen dieses Wissen um die Einsicht ergänzen, warum das alles so geschieht, wie wir es beobachten und warum, d.h. zu welchem Ende und Zweck, alles so eingerichtet ist, wie es sich unserer Wahrnehmung darbietet.

Weil die Religion aus Quellen schöpft, die auf Offenbarung des allwissenden Schöpfers der Welt fußen, kann sie nicht nur das für unsere Sinne und unsere anderen Erkenntnismittel zugängliche in den Blick nehmen, sondern auch die übernatürlichen Ursachen der beobachtbaren und messbaren Phänomene in der Welt. Diese Dinge müssen in den Naturwissenschaften als gegeben und nicht weiter hinterfragbar vorausgesetzt und allen Überlegungen zugrundegelegt werden. Die Religion geht also immer noch etwas weiter und diese zusätzlichen Felder können ihr nicht von den Wissenschaften streitig gemacht werden, weil diese außerhalb der Reichweite ihrer Erkenntnismittel liegen.

Hier wird auch deutlich, dass der oft behauptete Vorwurf, dass Gläubige Menschen grundsätzlich blind irgendwelchen Lehren folgen würden, diese unreflektiert übernähmen und nicht hinterfragen würden. Es ist aber das Gegenteil der Fall, denn erst durch den Glauben lässts sich die Wirklichkeit erst sinnvoll hinterfragen, d.h. der Glaube führt und befähigt erst dazu. Denn für Ungläubige exisitieren die übernatürlichen Ursachen aller sichtbaren Phänomene ja gar nicht, weshalb sie nach diesen auch nicht sinnvoll fragen können. Der Wissenschaftler hat darüber hinaus dazu auch keinen absoluten Prüfstein, an dem er erkennen könnte, ob eine Überzeugung oder eine Einsicht, zu der er gelangt ist, auch wirklich den Tatsachen entspricht. Die Verifizierung ist hier sehr schwer und wer die Wissenschaftsgeschichte kennt, der weiß, dass der Irrtum hier nicht die Ausnahme, sondern die Regel ist. Denn ansonsten wäre ja auch kein Fortschritt in der wissenschaftlichen Erkenntnis möglich, den aber wohl niemand ernsthaft bezweifeln würde. Der Gläubige dagegen hat einen solchen sicheren Prüfstein zur Verfügung, denn er kann alle seine Glaubensüberzeugungen oder Vermutungen mit den heiligen Schriften abgleichen. Wenn sich dabei ein Widerspruch ergibt, hat er entweder etwas faslch verstanden oder er irrt sich. So geht er in der Erkenntnis weitaus sicherer als jeder Wissenschaftler, wobei aber auch der Glaubende nicht von Irrtümern, oft vorläufigen, verschont bleibt. Auch in diesem Fall zeigt sich wieder das allgegenwärtige Prinzip, dass die Vorwürfe der Ungläubigen, die sie gegen die Gläubigen erheben, in Wahrheit immer auf sie selbst zutreffen, sie meinen, an den Gläubigen das zu erkennen und kritisieren an ihnen genau das, was sie selbst gewohnheitsmäßig tun. In der Regel weil sie dazu gezwungen sind und es nicht besser wissen oder tun können. Dies, weil sie Leute sind die nicht begreifen.