Wie ist es zu verstehen, dass Jesus für die Sünden der Welt gestorben ist und warum kam nicht sofort mit Jesu Auftreten das Reich Gottes?
Um zu verstehen, warum Jesus für die Sünden der Menschen gestorben ist, muss man sich die damalige Lage vergegenwärtigen, die durch die Ablehnung Jesu durch die Führenden unter den Juden entstanden war: Es erfüllte sich die wichtigste Verheißung und die größte Hoffnung der Juden, die auch den anderen Völkern ringsum bekannt war und erwartet wurde und die Juden lehnten diese Erfüllung ab und wollten sie nicht. Dadurch war vor den Augen der Menschen eine untragbare Situation entstanden, denn Gott, der sich durch die in den Schriften geschilderten Wunder und anderen Taten an seinem Volk auch unter den übrigen Völkern einen Namen gemacht hatte, stand als einer da, den selbst sein Eigentumsvolk ablehnt. Dadurch wäre in den Augen der Menschheit sein Name entweiht gewesen und der Heilsplan wäre offenbar gescheitert.
In dieser Situation gab es zwei Möglichkeiten: Entweder der abgelehnte Messias verlässt die Welt oder die Juden. Jesus ist freiwillig gegangen, wie das Evangelium sagt, damit die Juden in der Welt bleiben konnten, wodurch sie die Möglichkeit hatten, dass ihre Sünden gesühnt werden konnten und sie nicht verworfen werden mussten. Dadurch ist Jesus für die Sünden der Menschen gestorben, denn diese hatten nun die Möglichkeit umzukehren und sich wieder zu reinigen. Ihre innigste Hoffnung ist für die Juden durch ihre Zurückweisung zum Fluch geworden, das Blut aller verfolgten und getöteten Propheten kam in der Folgezeit bis heute über sie und sie wurden in der Folge im ‚Schmelzofen des Elends‘ geläutert. Diese Überlegung und Entscheidung Gottes in dieser Sache ist in Jesaja 48,9-11 angekündigt und erläutert. Auch bei Sacharja (13,7-9) ist dieser Beschluss Gottes angekündigt.
Hier wird auch das einmalige Phänomen des Antisemitismus unter den Völkern verständlich. Denn seit dieser Zeit werden die Juden pauschal für alles Unheil in der Welt verantwortlich gemacht, was daher kommt, dass das ganze Unheil der letzten zweitausend Jahre nie geschehen wäre, wenn die Juden damals den Messias nicht zurückgewiesen hätten. Denn eigentlich sollte seitdem das Friedensreich errichtet sein. Es heißt in der Schrift, dass das Heil von den Juden kommt aber durch ihre Ablehnung wurden sie vom Segen zum Fluch für die Welt.
Die andere Option wäre gewesen, die Juden aus der Welt zu entfernen, was vermutlich bedeutet hätte, dass Gott die ganze Welt beendet und wohl eine neue Schöpfung begonnen hätte. Er liebte die Welt aber so sehr, dass er seinen Sohn hingab, um sie zu erhalten, wie es im Evangelium heißt. Jesus wurde durch sein Opfer anschließend erhöht, d.h. er ist seitdem nicht mehr nur der Gott Israels, sondern ihm ist potentielle Macht über alle Völker gegeben, die zu gewinnen und zu missionieren er seinen Jüngern deshalb aufgetragen hat. Der Satan wurde im Zuge dieser Ereignisse aus dem Himmel verbannt, was für ihn und seine Verführungen schwerwiegende Folgen hatte, da er seitdem keine umfassenden Informationen mehr darüber erhält, was im Himmel beraten, geplant und beschlossen wird, wodurch sein Wirken massiv an Wirksamkeit eingebüßt hat, er muss für einen ähnlichen Effekt seitdem viel mehr Aufwand betreiben und seine Anschläge sind am Ende trotzdem nicht so effektiv und durchdringend wie zuvor, mit vielem läuft er ins Leere, was seine Wut weiter steigert. Deswegen heißt es im Koran, der nach diesen Ereignissen herabgesadt wurde und der sozusagen ein Update zu den Kräfteverhältnissen in der übernatürlichen Ordnung bietet, dass die Satane vom Hören ausgeschlossen sind. Wenn sie doch mal zu lauschen versuchen, was im Himmel beraten wird, werden sie von den Wache haltenden Engeln erkannt und verjagt. Für die Menschen bedeutet das, dass das Wirken der Satane auf Erden deutlich aggressiver und rücksichtsloser wurde, weil sie alle Hemmnisse und taktischen Selbstbeschränkungen seither fallen gelassen haben weil ihre letztliche Verdammung seither endgültig beschlossene Sache ist. Es ist für den Satan und seine Scharen nur noch eine Frage der Zeit, bis sie entmachtet werden und sich alles, wofür sie sich lange Zeit angestrengt haben, auflöst als ob es nie gewesen wäre. Verworfen sind sie bereits, das Urteil über sie ist gefällt, es wurde bisher nur noch nicht vollstreckt, sondern sie erhielten Aufschub bis zum Tag des Gerichts.
So werden die Aussagen der Schriften über diese Ereignisse verständlich, aber der Grund, warum Gott die Heilsgeschichte scheinbar zunächst einmal scheitern ließ, war ein anderer. Denn der Ausgang der Sache war genau so geplant und gewollt, d.h. die Juden hatten ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr die Wahl, sondern es wurde irgendwann festgelegt, dass sie den Messias zunächst ablehnen würden, damit ihnen die diesbezüglichen Verheißungen aus den Bundesschlüssen entzogen werden konnten. Zu Beginn des Auftretens Jesu hätten sich die meisten Juden noch bekehren können, was viele auch taten, aber als offenkundig wurde, dass er bei den meisten Vertretern aus den führenden Schichten auf Ablehnung stieß, verhärtete Gott den Sinn der Verweigerer und ließ sie bewusst in ihr selbstgewähltes Verderben laufen.
Schon in den mosaischen Schriften sagt Gott in der Wüste immer wieder, dass er das Volk Israel nicht mehr tragen wolle, weil es ihm zur Last und zum ständigen Quell von Verdruss geworden ist. Aus solchen Gründen hat er sie bereits bei ihrem Auszug aus Ägypten eine Generation lang durch die Wüste irren lassen, weil er nicht wollte, dass diese Leute, die ihn immer nur erzürnten und trotz aller Zeichen und Wunder nie auf ihn hörten, das verheißene Land betreten. In den Prophetenbüchern ist dieses ständige Hadern Gottes mit den starrsinnigen, widersetzlichen und uneinsichtigen Israeliten ausführlich beschrieben.
So wie diese Generation in der Wüste nicht in das Land kommen sollte, so sollten die damaligen Juden nicht durch den Messias erlöst werden. Einen anderen Weg, dem Volk die Verheißungen dazu zu entziehen, gab es nicht, denn die einzige andere Möglichkeit wäre gewesen, dass Gott seine Verheißungen gebrochen, also unerfüllt gelassen hätte, was er nicht tut. Die Ablehnung musste also vordergründig, aus unserer innerweltlichen Sicht, von den Juden ausgehen. Dass es aber absichtlich so gefügt und bestimmt war, wird im Evangelium an vielen Stellen deutlich, z.B. wenn Jesus sagt, dass zum Volk der Juden nur in Gleichnissen geredet wird, damit sie nicht verstehen und sich nicht bekehren usw.
Auch die Ablehnung der Führenden unter den Juden war also von Gott gewirkt, denn er verhärtete ihr Herz und machte ihren Verstand blind für die Verheißungen und Lehren des Messias. Dieses Vorgehen Gottes ist in Jesaja 6,9 angekündigt.
Auch dass die Juden Jesus als Messias bis heute überwiegend ablehnen ist nötig, denn würden sie Jesus als Messias anerkennen, würden sie Christen werden und das Judentum würde im Christentum aufgehen. Dann gäbe es aber heute keine Juden mehr und damit kein Volk, an dem sich die noch ausstehenden Verheißungen erfüllen könnten. Jesus selbst sagt aber im Evangelium, dass kein Buchstabe des Gesetzes wegfallen oder aufgehoben wird, bevor sich nicht alles erfüllt hat. Die Schriften bleiben also weiterhin gültig, bis sie sich vollständig erfüllt haben. Auch die Ablehnung Jesu als Messias durch die Juden bis heute ist also von Gott gewirkt und nötig.
Beim zweiten Kommen Jesu wird es auf die Zustimmung der Juden und auch der übrigen Menschen nicht mehr ankommen, denn im Evangelium heißt es, dass das Reich einem anderen Volk gegeben wird, weil die Juden es beim ersten Mal schon nicht wollten. Es ist auch keine rein jüdische Sache mehr, denn mittlerweile hat Gott auch das Christentum und den Islam begründet, die ebenfalls in dieser Tradition stehen und Verheißungen dazu haben. Die Israeliten haben ihrerseits alle Bünde gebrochen und erfahren bis heute die Konsequenzen davon. Deshalb wurden sie in der folgenden Geschichte gedemütigt und sie hatten viel zu leiden, sie gingen durch den Schmelzofen des Elends, was wiederum bewirkt, dass sie Gottes Entscheidungen zuletzt akzeptieren werden. Gott ändert seine Haltung gegenüber einem Volk oder einem Menschen erst, wenn dieser selbst das Innere seines Herzens geändert hat und von seinen Irrtümern und Sünden Abstand nimmt. Zu dieser Umkehr diente das Leid und Unheil, das über die Juden durch die Jahrhunderte hindurch immer wieder kam. Dass auch die Ereignisse der Schoa bereits detailliert in den mosaischen und anderen prophetischen Schriften beschrieben und angekündigt sind, wird in diesem Abschnitt über das Schicksal der Juden gezeigt.
Jetzt kennen sie die Konsequenzen einer Verweigerung und Zurückweisung des Heils und sie haben diesmal auch keine andere Wahl. Denn beim zweiten Kommen des Messias werden sich alle Verheißungen zum Reich erfüllen und wer sich dagegen entscheidet, wird es nicht betreten, sondern dem Satan ins Feuer folgen. Wer den Messias erneut ablehnt, entzieht sich also nur noch selbst die Verheißungen und wird nicht ins Reich Gottes kommen sondern in die Strafe. Vermutlich werden einige unter den heutigen Autoritäten der Juden den Messias wieder als Antisemiten verunglimpfen und ablehnen, denn bisher galten alle zu ihnen von Gott gesandten Propheten zu Lebzeiten als Feinde des jüdischen Volkes. Das liegt daran, dass es die Aufgabe aller Gesandten ist, die Schuld ihrer Mitmenschen aufzudecken, d.h. sie sagen den Menschen, zu denen sie gesandt sind, immer gerade das, was diese wohl oft schon ahnen, bisher erfolgreich verdrängt und verleugnet haben und deswegen am wenigsten hören wollen. Diejenigen, die ihnen dagegen schmeicheln und ihnen sagen, was sie hören wollen, wodurch sie sie in ihren eigenen Irrtümern und in ihrem Irregehen bestärken, werden von den Juden dagegen hoch geehrt und als Gerechte gerühmt. Zuletzt führt diese Praxis immer in Leid und Unheil, was aber erst hinterher in der Rückschau deutlich wird, vor allem durch die Schriften, die nach der Zeit des Wirkens der Gesandten das Geschehen mit Gottes Wissen, d.h. aus seiner Perspektive, unter Aufdeckung der wahren Kausalitäten und Beweggründe für seine Entscheidungen und Ratschlüsse, nachvollziehbar schildern. Deswegen wurden alle Propheten zu Lebzeiten von den jeweiligen Machthabern und Autoritäten verfolgt und verleumdet, keiner von ihnen wurde von den jüdischen Zeitgenossen angenommen obwohl sie nichts anderes als ihr Heil im Sinn hatten, denn die Aufdeckung ihrer Schuld zur Abwendung der Strafe ist es, was den Menschen nützen kann. Schmeicheleien, falsches, ungerechtfertigtes Lob oder andere Heucheleien bewirken dagegen letztlich immer Elend, man wiegt sich in trügerischer Sicherheit, was zuletzt, wie die Geschichte lehrt, immer zu Leid und Unheil geführt hat.
Das Prinzip, dass den Menschen das Heil zunächst teilweise entzogen wird, bevor sie in dessen vollen Genuss kommen, ist für Gottes Handeln an uns Menschen nicht ungewöhnlich und es liegt auch der Einrichtung dieser ganzen Welt zugrunde. Denn diese Welt des Mangels und der vielen Entbehrungen und Leiden dient auch dazu, die Menschen auf den Genuss der Güter der Fülle vorzubereiten, was allen Gerechten verheißen ist. Denn wenn die Menschen am eigenen Leib zu spüren bekommen haben, was es bedeutet, des Heils verlustig zu gehen, werden sie die Fülle richtig zu schätzen wissen und nichts daran mehr ablehnen oder geringschätzen oder aus Undank als selbstverständlich oder als ihren gerechten, ihnen zustehenden Anteil betrachten.
So werden sich die meisten heilvollen Verheißungen für die Juden doch noch erfüllen denn diesmal kommt der Messias für Israel wirklich als Erlöser und der Segen bleibt ein Segen und wird nicht wieder zum Fluch. Denn die Juden haben mittlerweile duch das erfahrene Leid und die dadurch geschehene Läuterung ein neues Herz und einen neuen Geist, so wie es angekündigt ist für die Zeit, in der sie wieder in ihrem Land gesammelt werden, was gerade stattfindet.
Zuletzt werden dann die Menschen als Einzelne gerichtet, nicht mehr als Volk und Jeder ist nur noch für sich selbst und sein eigenes Wohlergehen verantwortlich. Die Spreu wird endgültig vom Weizen getrennt und die Zeit, wo es dem Sünder und dem Glaubenden gleich erging, ist dann vorbei. Man wird auch nicht mehr unterscheiden zwischen Juden, Christen und Muslimen, sondern es wird nur noch Erlöste geben, die Menschen werden eine einige Gemeinde sein und es wird nur noch einen Hirten und eine Lehre geben.
Viele Verheißungen, die sich bereits in Jesus erfüllt haben, werden sich wieder erfüllen, zum Teil auch auf ganz andere Art und Weise als beim ersten Mal. Einige andere Vorhersagen, die sich in Jesus bereits erfüllt haben, werden sich nicht noch einmal erfüllen, z.B. wird der Messias kein Jude mehr sein.
Wenn sich dann alle Aussagen zur alten Welt erfüllt haben, auch die, die sich in Jesus zunächst noch nicht erfüllt haben, wird die neue Welt anbrechen und man wird an diese alte Welt der Übel, Prüfungen und Plagen nicht mehr denken, denn das ganze Werk des Satan wird zunichte gemacht sein und alle seine Spuren werden endgültig und vollständig beseitigt sein. Dann kommt das Reich Gottes, wie es allen Rechtschaffenen unter den Völkern verheißen ist. Die Bewährten unter den Menschen kehren von der vorläufigen Übergangswelt B in die ursprüngliche und endgültige Welt A zurück, aus der sie bisher zum Zweck der Prüfung vertrieben waren, wie es im 1. Buch Mose (Genesis) beschrieben ist.