Was passiert mit den verschiedenen Traditionen wenn der Erlöser wiederkommt?
Bei Jesaja heißt es über den Gottesknecht, dass er nicht nur kommt, um die Stämme Israels wieder aufzurichten, sondern um alle Völker bei Gott zu versammeln. Es wird also nur noch eine Lehre geben, eine Herde und einen Hirten, wie es im Evangelium heißt (Joh 10,16) und die Schriften, aus denen die heutigen Religionen abgeleitet sind, lassen sich ohnehin leicht miteinander in Einklang bringen denn sie widersprechen sich nicht, sondern ergänzen sich.
Die Vertreter der einzelnen Religionen sähen es zwar gern, dass ihre eigenen Ansichten zur einzigen Wahrheit erklärt würden und dass es heißt, dass alle anderen immer schon im Irrtum waren und sich ihnen jetzt anschließen müssten unter Aufgabe der eigenen Überzeugungen – so haben sie es die Jahrhunderte hindurch gehalten. Aber das wäre weder fair noch würde es Sinn machen. Im Koran heißt es dazu, dass es weder nach den Wünschen der Muslime, noch nach denen des Volkes der Schrift, also Juden und Christen, gehen wird.
Die Grundaussagen aller Religionen sind dieselben denn sie alle sagen dem Menschen, dass er in der Welt ist, um im Handeln geprüft zu werden und dass seine Taten in diesem Leben Auswirkungen für sein zukünftiges Wohlergehen haben, auch über den Tod hinaus. Das ist im Grunde auch alles, was der Mensch wissen muss, um dabei erfolgreich zu sein. Die verschiedenen Glaubenssysteme begründen viele Dinge etwas anders, z.B. sagt der Budhismus, dass man rechtschaffen leben soll, um eine bessere Wiedergeburt zu erreichen, während die monotheistischen Offenbarungsreligionen ein Gericht ankündigen, auf das für den Einzelnen Belohnug oder Strafe folgt – letzlich ist es egal, wie man die Aufforderung zur Rechtschaffenheit begründet, am Ende haben beide Recht, denn für alle gibt es sowohl die Wiedergeburt als auch das Endgericht, denn auch bei den Budhisten hat dieses Zeitalter und die alte Welt ein Ende. Es gibt alle Grundaussagen in allen Schriften, nur setzen die Schriften der Völker verschiedene Schwerpunkte und reden über verschiedene Aspekte unterschiedlich ausführlich.
Heute behaupten viele budhistische Lehrer, wie z.B. der Dalai Lama, der Budhismus sei eine Religion ohne Gott. Er wird nicht müde, seinen Hörern vom Glauben an Gott abzuraten und stattdessen auf die Wissenschaften zu vertrauen. Wenn man die Lehrreden des Budha aber ließt, fällt schnell auf, dass dieser selbst wie selbstverständlich an vielen Stellen von Gott (in der Einzahl) spricht, was zeigt dass er sehr wohl einen obersten, alles umfassenden Gott kannte. Nur betonte er die eigene Anstrengung und Übung beim Weg zur Erlösung und leitete letztere nicht von Gottes Gnade ab, wie die monotheistischen Offenbarungsreligionen. Trotzdem ist es Unsinn und unzulässig, den Budhismus als eine Religion ohne Gott zu bezeichnen weil Gott in vielen Schriften genannt wird. Der Dalai Lama tut das trotzdem unermüdlich.
Es sind heute vor allem die Lehrer und Autoritäten, die in die Irre gehen und auch im Budhismus gibt es Ankündigungen, die genau diese Erosion von Wahrheit, Wissen und Weisheit unter den budhistischen Geistlichen für unsere Zeit ankündigen. Denn das religiöse Wissen ist in allen Religionen verloren gegangen, was daran liegt, dass lange kein Prophet oder Budha mehr in der Welt war.
Wenn der Wille da ist, lassen sich alle scheinbar unterschiedlichen Lehren leicht in Einklang bringen, sie sind es bereits, nur wollten das die bisherigen Wortführer aus gegenseitiger Missgunst nicht, alle wollten ihren Teil der Schrift als einzig wahren betrachtet wissen, was der Menschheit viele Übel brachte. Dieses Bestreben zur Separation wird man ganz aufgeben und die eigenen Lehrsysteme gründlich überdenken und es sich zum Ziel machen, die Widersprüche aufzulösen, die man im Verlauf der Jahrhunderte erzeugt und angesammelt hat.
Besonders sinnfällig wird die Tatsache, dass es nicht die Schriften sind, die sich widersprechen, an der Aufspaltung der Christen in Katholiken, Protestanten, Orthodoxe usw.: Alle lesen weitgehend dieselben Schriften und kommen doch zu unterschiedlichen, angeblich unvereinbaren Lehren. Hieran sieht man deutlich, dass es die Ausleger der Schriften sind, die die Widersprüche erzeugen. Auch in allen anderen Religionen gibt es Parteien und Konfessionen, die sich teilweise unversöhnlich gegenüberstehen.
Es werden jetzt in allen Religionen zunehmend diejenigen die Deutungshoheit erlangen, die immer schon integrativ argumentiert und gewirkt haben. Bisher hat man es für ein Anzeichen für die Unechtheit einer Schrift gehalten, wenn sie mit den Lehren einer anderen Religion Ähnlichkeiten und Überschneidungen aufwies. Viele Schriften wurden aus solchen Gründen von den jeweiligen Wortführern abgelehnt.
Zukünftig wird man es umgekehrt machen, man wird es als Anzeichen für die Wahrheit einer Schrift ansehen, wenn sie von anderen Schriften bestätigt wird, auch wenn diese aus einem anderen Kulturkreis stammen. So ist es eigentlich auch einleuchtend und man wundert sich, warum es nicht schon längst so gehandhabt wird.
Es ging den Bewahrern und Auslegern der Schriften bisher offenbar nicht in erster Linie um die Wahrheit, sondern darum, zu erweisen, dass der Anteil an der Schrift, den sie erhalten haben und für den sie sich zuständig fühlen, besser ist als die Teile, die die anderen Völker erhalten haben. Denn wem es in seinem Streben nur um die Wahrheit geht, dem ist es gleichgültig, durch wen diese ausgesprochen wird oder wo sie zu finden ist, er wird sie in jedem Fall übernehmen, wenn sie sich als wahr erwiesen hat. Wer wahre Sachverhalte ablehnt oder anzweifelt, weil sie von jemand anders ausgesprochen werden, mit dem man vielleicht sogar konkurriert, dem geht es um etwas anderes wie z.B. Selbstbehauptung. Zukünftig wird es nur noch darum gehen, ob sich etwas als Wahrheit bewährt, ungeachtet der Quelle oder der Herkunft einer Lehre.
Die widersprüchlichen menschlichen Überlieferungen der Gelehrten und ihre Traditionen wird man verlassen und stattdessen nur noch nach den Quellen, d.h. den heiligen Schriften gehen. Alle Schriften und Lehren, zu denen ein historischer Autor bekannt ist, wird man als zweitrangig und nicht maßgeblich betrachten denn die heiligen Schriften sind nicht von Menschen verfasst, wie heute einhellig gelehrt wird, sondern sie sind so, wie wir sie kennen und in Händen halten, irgendwann aufgetaucht und man hat sie dann nachträglich einer historischen Figur als Autor zugeordnet. So verhält es sich mit allen Offenbarungsschriften die wir besitzen. Im Koran werden solche, die eine Schrift mit eigener Hand schreiben und dann vorgeben, sie sei von Gott, in Sure 2:79 ausdrücklich verflucht. Denn das ist nicht vorgesehen und war es auch nie.
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