Warum diese Welt die beste aller möglichen ist

Leibnitz hat die Frage nach der besten aller möglichen Welten gestellt und argumentiert, dass es mit Gottes Allmacht und Allgüte nicht vereinbar sei, dass er nicht die beste aller möglichen Welten geschaffen hat.

Dabei muss man bedenken, dass die Welt nicht zum Zeitvertreib oder zum Spiel erschaffen wurde, sondern einem Zweck dienen soll und diese Welt ist tatsächlich die, die diesen Zweck am besten erfüllt. Die jetzige Welt ist um des Menschen willen geschaffen und dieser soll in ihr im Handeln geprüft werden. Damit der Mensch auch zu ständigem Handeln gezwungen ist, gerät er immer wieder in Mangelzustände: Er ißt und wird wieder hungrig, er putzt und es wird wieder schmutzig, usw. Sein Dasein ist vollständig vom Prinzip Sisyphos bestimmt. Dadurch sind alle Menschen unablässig tätig, denn sie sind dazu durch die Einrichtung dieser Welt gezwungen. Das Ausgleichen der ständig neu entstandenen Mangelzustände ist von Genuss, Glücks- und Zufriedenheitsgefühlen begleitet die durch das gesteuert werden, was die Psychologen das ‚Belohnungssystem‘ nennen. Das ist die Funktion dieses Phänomens. Die Philosophen sprechen traditionell von ‚Lust‘ und ‚Unlust‘. Wenn der Mensch eine sinnvolle Beschäftigung hat, geht es ihm gut, er ist froh und zufrieden, wenn er dagegen zur Untätigkeit gezwungen ist, wird er schnell gelangweilt, unzufrieden oder depressiv. Alles ist also zu seinem Zweck so eingerichtet, wie es ist und alles erfüllt seine von Gott zugewiesene Aufgabe.

Macht man sich klar, dass der Mensch zur Prüfung seiner Seele in der Welt ist, lässt sich auch verstehen, warum es Raum, Zeit und Materie gibt. Denn damit der Mensch im Handeln geprüft werden kann, muss es ihm möglich sein zu handeln, d.h. dass Dinge geschehen können müssen, die er beeinflusst, verhindert, ausführt oder herbeiführt, was nur durch die Zeitlichkeit der Wirklichkeit möglich ist. Denn damit etwas geschehen kann, muss Zeit vergehen. Auch müssen diese Taten definitiv sein, was sie ebenfalls durch das stetige Voranschreiten der Zeit sind, denn hinterher lassen sich zwar oft die Folgen einer Handlung noch beeinflussen, dass aber etwas zu einem Zeitpunkt getan wurde, lässt sich danach nicht mehr ändern. Dadurch entsteht die uns bekannte und für uns aus Erfahrung gewohnte und geläufige Faktizität aller Geschehnisse in der Welt. So reihen wird unser gesamtes Dasein lang Handlung an Handlung und sind dazu auch gezwungen, wie bereits erwähnt wurde.

Auch alles Denken und Fühlen findet in der Zeit statt, denn alle diese inneren Vorgänge im Menschen sind Prozesse, die, damit sie stattfinden können, ebenfalls das Voranschreiten der Zeit voraussetzen. denn Denken heißt ja immer, Vorstellungen zu verknüpfen und damit der Verstand von einer Vorstellung zu einer anderen übergehen kann, muss Zeit vergehen, es kann in dieser Welt nur nacheinander stattfinden. Die Zeit lässt sich also auch als eine Art innerer Raum verstehen, in dem sich unser ganzes Innenleben abspielt, es ist sozusagen in der Zeit ausgedehnt, so wie die äußere Welt der Körper im Raum ausgedehnt ist.

Die Gefühle und Empfindungen begleiten dabei alles, was wir tun und sie bestimmen, was wir gerne tun und was uns Spaß macht und was wir ungern tun und wozu wir uns überwinden müssen. In diesen Begleiterscheinungen unseres Tuns und auch Denkens liegt ein sehr wirksames Instrument für Gott und auch für den Widersacher, unser Tun und Verhalten zu bestimmen und zu lenken. Denn dadurch wird bestimmt, was wir wieder oder regelmäßig tun und was wir in Zukunft meiden. Denn wir bewerten die Dinge, die wir tun, selten nach in der Sache liegenden Gründen, sondern danach, welchen Nutzen sie für uns haben und ob wir uns dabei gut oder schlecht fühlen, d.h. ob uns etwas angenehm oder unangenehm ist. Die Alten sprachen hier von Lust und Unlust und deren Herbeiführung und Vermehrung bzw. Vermeidung, worauf wir mit all unserem Handeln und unserem Sinnen und Trachten abzielen. Der Wert der Tätigkeiten, die wir ausführen, liegt also selten in der Tätigkeit selbst, sondern immer in dem, was sie uns bringt. Das kann ein praktischer Nutzen oder ein anderer Vorteil sein, oder auch angenehme begleitende Gefühle und Empfindungen, wenn uns etwas Spaß und Freude macht und wir es deswegen tun. Wir sehen die entsprechende Tätigkeit dann als die Quelle dieser Freuden und suchen sie, was eine Fehlzuschreibung ist, weil diese Phänomene nur gleichzeitig und in der Regel gemeinsam auftreten. Denn es kommt oft vor, dass wir an etwas mit der Zeit die Lust verlieren, weil es uns keinen Spaß mehr macht, wir verlieren die Freude an einer Sache, weil wir dabei die erstrebten positiven Empfindungen nicht mehr verspüren. Diese Kopplung von Tätigkeit und begleitender Empfindung ist also veränderlich und viele Arten von Erziehung zielen auf solche Änderungen ab. Denn viele Tätigkeiten, die bei ihrer Ausführung zunächst Spaß machen, haben mittel- oder langfristig schädliche Folgen für uns. Alle Arten von Sünden sind von dieser Natur, denn der Widersacher lässt sie und zunächst als schön und gewinnbringend erscheinen, er macht sie uns für den Moment angenehm und süß. Hinterher muss man diese Dinge aber immer schmerzlich bereuen und man wünscht sich, dass man dieser Täuschung gar nicht erst erlegen wäre.

Aus der Materie wiederum, die ihrerseits im Raum ausgedehnt ist, wozu die Räumlichkeit unserer Wirklichkeit gewählt wurde, setzen sich die Handlungsträger und die Gegenstände aller Handlungen zusammen, d.h. aus dieser bestehen sowohl die Leute, die Subjekte, die handeln, als auch die Dinge und Objekte an und mit denen gehandelt wird. Daher die Räumlichkeit unserer aktuellen innerweltlichen, körperlichen Existenzform.

Diese Welt ist also Ort und Zeit der Prüfung denn sie ist nicht die endgültige Bestimmung der Menschen, sondern nur ein Mittel und eine Durchgangsstation. Ohne die Hoffnung auf eine Auferstehung und eine Belohnung der Gerechten, macht das Leben in dieser Welt wirklich wenig Sinn, weil alles, was hier entsteht, auch wieder vergeht. Es ist, rein innerweltlich betrachtet, alles nichtig und eitel, wie es im Buch Kohelet/Prediger ausführlich beschrieben ist. Durch den Glauben und die Hoffnung auf die Auferstehung aber, die durch Jesus kam, macht alles einen Sinn und es wird deutlich, dass doch nicht alles umsonst ist, was wir hier tun, denn es geht nach dem Ableben noch weiter und das Geschick der Menschen wird sich dann deutlich voneinander unterscheiden, es wird dem Gerechten nicht mehr genauso ergehen wie dem Sünder, so wie es hier oft der Fall ist. Das einzige, was in dieser Welt wirklich dauerhafte Bedeutung hat, vor allem für das eigene zukünftige Wohlergehen, ist die moralische Wertigkeit der eigenen Handlungsgewohnheiten. Alles andere wird am Ende so sein, als wäre es niemals gewesen.

Die Übel in dieser Welt der Prüfungen sind nötig, damit der Mensch eine Alternative im Handeln hat. Denn er kann stets zwischen für ihn selbst nützlichem und schädlichem Handeln wählen. In den Abschnitten zur Willensfreiheit und zum echten Eigennutz finden sich hierzu weitere Erläuterungen. Je mehr sich die Menschen vom rechten Weg im Verlauf der Geschichte entfernt haben und je mehr Irrlehren und Ideologien aufkamen, umso zahlreicher wurden auch die Übel und Plagen in der Welt. Die Menschen glauben heute in der Regel, in ihrer Geschichte einen stetigen Fortschritt ausmachen zu können. Die reale Entwicklung geht aber in die entgegengesetzte Richtung. Die Wahrheit erodierte immer mehr, wodurch sich die Unordnung und die Übel immer weiter vermehrten. Diejenigen, die Gott heute für die ganzen Übel anklagen wollen und ihm deswegen Missgunst oder Ungerechtigkeit vorwerfen, sind genau die, um derentwillen es die ganzen Übel überhaupt gibt. Denn diese sind Folge der Sünde, zu der der Satan die Menschen aufreizt und er ist es auch, der die Menschen, die ihm durch ihren sündigen Wandel folgen, gegen Gott und seine Gerechtigkeit aufbringt. Alle diese Dinge sind für die aktuelle Prüfung der Seelen notwendig und sie werden restlos verschwinden, wenn die Prüfung wieder beendet ist.

Denn die, die sich in dieser Welt der Mühsal und der Übel bewährt haben, werden dann für ihre Plagen und Mühen entlohnt und kommen in die neue Welt, die wieder einem Garten gleicht, so wie diese Welt zu Beginn auch einem Garten geglichen hat, in dem alles überreich und in bester Qualität vorhanden war.

So, wie es zu Beginn war, so wird es wieder sein, die Mühsal hört für die Gerechten wieder auf, denn sie haben sich ja bewährt und erhalten dann ihren Lohn. Der Satan, der den Menschen gegenüber missgünstig war und nach und nach immer mehr Plagen gebracht hat, wird bald festgesetzt sein und sein ganzes Werk wird zunichte gemacht. Auch seine Gefolgschaft verschwindet.

Die Abrechnung der Menschen beginnt bald.Wenn sich dann die Schriften zur alten Welt erfüllt haben, wird man sie vergessen und es wird etwas ganz Neues folgen. Es werden alle offenen Fragen beantwortet und nichts, was die Welt betrifft, wird den Gerechten verborgen bleiben, es wird Wissen über alles geben, was bisher in der Welt geschehen ist. Wer dann sucht, wird fündig werden und die Verwirrung, die unter den Menschen herrschte, wird aufgeklärt sein. Alle Bemühungen werden wieder zum Erfolg führen und jedes Streben wird Frucht bringen.