Was ist Heuchelei und wie kommt sie zustande?

Der Mensch wird in seinem Innern immer wieder von Eingebungen und Anreizungen behelligt, die ihn vor Konflikte stellen. Z.B. fallen einem in Bezug auf einen anderen Menschen abwertende oder geringschätzige Dinge ein, die man aber aus irgendwelchen Opportunitätsgründen verleugnet und für sich behält. Weil es aber Erleichterung bringt, diese Dinge anderen Menschen mitzuteilen, erzählen die Betroffenen oft vertrauten Dritten davon, was man dann als lästern oder schlecht über jemanden reden bezeichnet, denn wovon das Herz voll ist, davon spricht der Mund, wie es in der Schrift heißt. Ganz verbergen und verleugnen lassen sich diese Regungen nämlich nicht, wer sündigt hat immer das Bedürfnis, dass andere davon erfahren und er bildet sich dabei in der Regel ein, diese Dinge gereichten ihm zur Ehre und zum Ansehen oder darin läge ein Hinweis auf die eigene Überlegenheit oder Macht.

Wenn man diese Eingebungen, die jeder in unterschiedlichen Formen und Ausprägungen hat, also gelten lässt, aber aus irgendwelchen Erwägungen heraus entscheidet, dass es ungünstig wäre, sich zu ihnen zu bekennen, entsteht Heuchelei. Z.B. verachtet man jemanden, dem man das aber nicht zeigen will, weil es Probleme oder Konflikte brächte oder weil es im eigenen Umfeld als unschick oder unmoralisch gilt, andere Menschen zu verachten. Oder man will es sich mit ihm einfach nicht verderben oder befürchtet künftige Nachteile, wenn er davon erfährt. Deswegen verleugnet man seine wahre Gesinnung, was zu Verstellung und Heuchelei führt.

Wenn man die abwertenden oder anders despektierlichen Eingebungen gelten lässt, führt das immer zu Konflikten und weiteren verkehrten Haltungen. In Beziehungen ist es z.B. häufig, dass ein Partner den anderen wegen irgendeiner unbedeutenden Kleinigkeit oder einer vermeintlichen Schwäche im eigenen Herzen geringschätzt und wenn solche Eingebungen und Anreizungen nicht an der Wurzel, d.h bereits bei ihrer Entstehung entkräftet und abgewiesen werden, bildet sich der Träger einer solchen Haltung ein, er würde den Partner aus Großmut, Gnade oder einer anderen lobenswerten Tugend trotz seiner Schwächen weiterhin achten, wofür dieser ihm zu Dank verpflichtet sei und in seiner Schuld stünde. Immer wenn jemand sich einbildet, ein anderer müsste ihm für irgendeine Sache dankbar sein, handelt es sich um dieses verkehrte Muster, in dem die Realität verdreht ist, weil der, der eigentlich den Fehler macht, indem er die üblen Eingebungen in sich nicht unschädlich macht sondern weiter wirksam sein lässt, für seine Verkehrtheit und sienen Mangel an Einsicht auch noch Dankbarkeit, Anerkennung und Lob fordert. Viele Arten von Überheblichkeit enstehen so und auch alle Arten von Geringschätzung beruhen auf diesem Prinzip. Es ist nicht nur in Paar-Beziehungen zwischen Mann und Frau wirksam, sondern auch in Freundschaften, unter Berufskollegen, in religiösen Beziehungen z.B. zwischen einem Gläubigen und Gott oder einem Propheten und auch in anderen Bereichen. Unter Christen ist heute z.B. ein Gottesbild weit verbreitet, als wäre dieser ihrer bedürftig und als könne er sich nicht allein gegen die vielen bösen Sünder surchsetzen und sei deshalb auf ihre gnädige Hilfe und ihre aktive Mitwirkung angewiesen. Sie bilden sich oft ein, Gott gegen eventuelle Angriffe von Ungläubigen irgendwie verteidigen zu müssen und schreiben sich dafür Verdienste zu. Eine solche Abhängigkeit besteht in Wahrheit in umgekehrter Richtung.

Der richtige Umgang mit solchen Einfällen, die jedem Menschen mal mehr und mal weniger häufig automatisch zufließen, ist, diese despektierlichen Wertungen oder Urteile zu verneinen, ihnen also innerlich nicht zuzustimmen und sie innerlich als unwahr und ungerechtfertigt zurückzuweisen. Denn diese Regungen stammen immer von einem der Satane und alles, was von diesen stammt, trifft inhaltlich nicht zu, ist verkehrt, unwahr und ist nur dazu da, Probleme und Konflikte zu erzeugen. Denn alle Zwietracht, Verdächtigungen, Unterstellungen, Urteile über andere Menschen sind von diesen schadbringenden Geistern inspiriert, denn das sind einige von ihren wirksamsten Mitteln, die Menschen untereinander zu entzweien und in die Irre zu führen. Das ist eine ihrer wichtigsten Aufgaben und ein Hauptzweck, für den sie geschaffen sind. Wer auf sie hört und das, was von ihnen kommt, bei sich wohnen lässt, ruiniert nach und nach alle seine Beziehungen zu anderen Menschen und gerät in allen Bereichen ins Unglück. Es ist dabei sehr hilfreich, wenn man sich bewusst macht, dass das nicht die eigenen Gedanken und Empfindungen sind, sondern dass sie uns Menschen von Mächten zufließen, die gegen uns missgünstig und feindlich gesinnt sind und dass es in diesem Leben normal und üblich ist, dass man ihnen als Mensch on Zeit zu Zeit ausgesetzt ist. Man gehört also selbst nicht zu den Schlechten, wenn man von zeit zu Zeit solche Regungen hat und auch die anderen betroffenen sind nicht zu tadeln, sondern allein die Urheber dieser unreinen üblen Einfälle.

Wer also seine vermeintlich eigenen negativen Regungen innerlich bejaht und sie nach außen hin verleugnet, geht den üblen Geistern auf den Leim und entwickelt sich so, wie sie es wollen, sich selbst zum Schaden. Wer dagegen die üblen Impulse als von Zeit zu Zeit vorhanden akzeptiert und sie inhaltlich entkräftet und damit nicht in sich weiter wirken lässt, macht sie auf lange Sicht unschädlich. Denn die Satane lassen bald von einem Menschen ab, wenn er sich für sie nicht empfänglich zeigt, wodurch man wirklich und dauerhaft frei wird von derartigen Impulsen und viele Konflikte sich in Luft auflösen bzw. gar nicht erst mehr entstehen. Diese Regungen hat jeder Mensch, sie sind Teil der Prüfung, um derentwillen wir in der Welt sind und wer behauptet, er kenne so etwas nicht, leugnet die Realität und erweist sich als Opfer genau dieser Irreführung.

Neben der beschriebenen Art der Heuchelei, nämlich seine wahren Gedanken, Empfindungen oder Einfälle zu verleugnen, weil es opportun erscheint oder vom eigenen Umfeld gefordert wird, gibt es noch eine zweite Spielart, nämlich dass man vorgibt, in der Regel angesehene Eigenschaften und Stärken zu haben, die man tatsächlich gar nicht aufweist. Denn wer sich selbst Tugenden zuschreibt oder sich für vermeintliche Stärken gern loben und rühmen lässt, weist diese nie auf, wie hier ausführlich gezeigt wird.