Auslegung der Gleichnisreden Jesu
Die Schriften auszulegen heißt immer, sie auf den Alltag und das Leben der Menschen in der Welt anzuwenden, denn alle Aussprüche Jesu reden über Dinge, die jeder aus Erfahrung kennt.
Ein Beispiel: Jesus sagt in der Bergpredigt, dass, wenn man auf die eine Wange geschlagen wird, man auch die andere hinhalten soll. Wie ist das zu verstehen?
Die natürliche Reaktion, so wie sie in der Realität meistens erfolgt, wäre, dass man zurückschlägt, wodurch die Auseinandersetzug weiter eskalieren würde.
Denn die meisten Konflikte zwischen zwei Menschen oder Parteien laufen nach diesem Muster ab: Es fängt irgendwie an mit einer Provokation, einem Missverständnis, einer Verdächtigung oder einer Feindseligkeit der einen Seite, woraufhin die andere reagiert und die Intensität dabei etwas steigert. So geht es dann hin und her und der Streit schaukelt sich immer weiter hoch. Jede Seite fühlt sich im Recht und glaubt, nur auf die Feindseligkeiten der anderen Seite zu reagieren. Aus der Sicht beider Parteien hat der jeweils andere angefangen und ist damit an allem schuld.
Die große Mehrzahl aller eskalierenden Konflikte folgt diesem Muster, von Streitigkeiten zwischen spielenden Kindern bis hin zu zwischenstaatlichen Kriegen. Wenn keine der beiden Seiten diesen Verlauf durchbricht, indem sie die Feindseligkeiten der anderen Seite nicht mehr erwidert, ist das Ende voraussehbar und immer gleich, alle Beteiligten haben großen Schaden aber keinerlei Nutzen davon.
Das, was Jesus dagegen lehrt ist es, diesen häufig vorkommenden Verlauf zu durchbrechen, denn das ist der Effekt, wenn einer nicht mehr zurückschlägt. Der Konflikt hört auf anstatt sich weiter hochzuschaukeln. Man muss nicht um Schläge bitten, aber man soll irgendetwas tun, das aus der Gewaltspirale herausführt, das kann in jedem Fall je nach Art des Konfliktes etwas anderes sein.
Da Jesus der verheißene Friedefürst ist, ist es nicht verwunderlich, dass auch seine Lehre darauf ausgeht, Konflikte aufzulösen und zu beenden, denn das ist eines seiner Hauptziele in der Welt. Auch schon in den Sprichwortsammlungen des alten Testaments wird immer wieder darauf gedrungen, man solle Konflikte nie weiter eskalieren lassen, sondern immer so schnell wie möglich entschärfen, beilegen oder ihnen von vornherein aus dem Weg gehen. Es ist also inhaltlich gar nichts neues.
Auf diese Weise spricht Jesus überall über den Alltag in dieser Welt, denn die Prinzipien, die in seinen Gleichnissen, Lehrreden und Geboten enthalten und umschrieben sind, finden sich überall um uns herum verwirklicht. Viele Aussprüche lassen sich auch auf verschiedene Bereiche anwenden weil das enthaltene Muster dort überall wirksam ist.
Alles Geschehen in der Welt basiert auf einer handvoll einfacher Grundprinzipien. Siehe hierzu auch den Artikel über die Muster. Die Prinzipien, denen die Vorgänge in der Welt der Körper folgen, sind in den physikalischen Gesetzen ausgedrückt, die jeder aus der Schule kennt, wie z.B. den Bewegungsgesetzen, die Newton gefunden und formuliert hat. Auch dem Alltag der Menschen liegen solche feststehenden, metaphysischen Gesetzmäßigkeiten zugrunde, die sich finden und formulieren lassen.
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