Wie ist das Verhältnis zwischen dem Gebet zu Gott, in dem man ihn um seine Hilfe bittet und der Hoffnung auf seine Hilfe, zur eigenen Anstrengung, die nötig ist, um das Ziel zu erreichen?
Gott handelt uns gegenüber wie die Eltern gegenüber ihren Kindern, dieses Gleichnis ist sehr passend. Wenn ein kleines Kind sich z.B. die Schuhe binden will, aber gerade keine Lust oder Geduld dazu hat und deswegen von der Mutter oder dem Vater verlangt, dass diese es für das Kind tun sollen, dann wird der Vater oder die Mutter sich zurecht weigern und zum Kind sagen, dass es das selbst kann. Denn das Kind kann es ja auch, vielleicht ist noch Anleitung oder Ermutigung nötig, aber die Fertigkeiten und die Möglichkeiten dazu hat das Kind bereits, wenn es alt genug ist.
Genau das gleiche verlangt Gott auch von allen Menschen: Sie müssen, wenn sie vor einer Aufgabe stehen, ein Problem oder Ziel haben, alles in ihrer Macht stehende aus eigener Antsrengung unternehmen, um die Situation zu bewältigen, denn der Mensch ist so geschaffen, dass er in der Regel dazu in der Lage ist. Wenn der Mensch nicht will und sich verweigert, dann will Gott meistens auch nicht. Strengt sich der Mensch aber nach Kräften an, dann hat Gott daran Gefallen und er wird dafür sorgen, dass die Sache immer gelingt. Über den Erfolg entscheidet dabei aber nicht die eigene Anstrengung, sondern Gottes Segen, denn oft gehen Dinge auch schief, egal, wie sehr wir uns bemühen. In solchen Fällen will uns Gott meistens etwas klar machen, wir sollen durch den Misserfolg nachdenklich werden, unsere Wege infrage stellen und so zu einer Erkenntnis kommen. Denn alle Hindernisse, auf die wir stoßen und die uns zunächst aufhalten, dienen immer dem Wachstum, meist dem Zugewinn an Einsicht, Stärke, Resilienz, Geduld, Gottvertrauen, Weisheit oder Reife.
Wenn der Mensch vor einer unlösbaren Aufgabe steht und die Bewältigung nicht in seiner Macht steht, dann wirkt Gott Wunder denn es ist dann ja notwendig und er fügt die Dinge durch direktes Eingreifen und räumt Hindernisse oder Bedrohungen aus dem Weg. Unser Vater tut dabei nichts ohne Grund und ohne Notwendigkeit, denn wenn es für uns einen leicht zu erreichenden Weg gibt, es selbst zu schaffen, dann weist er den Menschen auf diesen erst hin, bevor er selbst durch Engel tätig wird. Anstrengung und Eigeninitiative werden immer belohnt, was Jesus im Gleichnis mit den Talenten deutlich macht. Wer seine Fähigkeiten nutzt und produktiv einsetzt, der vermehrt diese und er vermehrt damit auch den Nutzen unter den Menschen, weshalb er dafür je nach seinen Ausgangsmöglichkeiten und der erbrachten Leistung am Ende belohnt wird. Wer zu Beginn viel erhält und eine gute Ausgangslage hat, von dem wird auch viel erwartet. Verweigerung oder Verzagtheit werden nicht unbedingt bestraft, aber es gefällt Gott nicht und man erzielt so nicht das gewünschte Ergebnis für sich selbst und kommt nicht ans Ziel. Durch Untätigkeit und Faulheit erreicht man nichts, denn der Mensch ist in der Welt, um zu handeln. Diese Welt ist so eingerichtet, dass der Mensch immerzu handeln muss, denn er soll ja darin geprüft werden. In diesem Abschnitt ist dieser Zweck unserer Existenz genauer ausgeführt.
Am akutellen Beispiel des Verteidigungskampfes der Ukrainer um ihr Land und ihre Freiheit bedeutet das, dass sie alle verfügbaren Mittel nutzen müssen, um sich zu verteidigen, was sie auch tun. Sie müssen alles versuchen, was in ihrer Macht steht und weil sie das tun, haben sie damit Erfolge, die man zuvor nicht für möglich hielt. Unter fachkundigen Beobachtern wird jeder zustimmen, dass es einem Wunder gleicht, dass es die Ukraine heute überhaupt noch gibt. Sie sind dabei auch auf die Hilfe anderer angewiesen und sie nehmen diese Hilfe auch in Anspruch. Würde diese Hilfe wegfallen, wäre Gott gezwungen, einzugreifen, denn weil sich die Ukrainer bereits bewährt haben, wird er sie jetzt nicht mehr fallen lassen. Wenn also keine Lieferungen aus USA mehr kommen sollten, dann springen entweder andere ein oder Gott wird eingreifen. Denn die Ukrainer hätten dann alle Möglichkeiten ausgeschöpft und könnten aus eigener Kraft nichts mehr tun. Es ist egal, wie es sich weiter entwickelt, Gott begleitet die Entwicklung und handelt entsprechend. Je nach Lage wird er reagieren, damit die Ukrainer ihre Ziele erreichen.
Es gab, wie die Bibel berichtet, Fälle in der Geschichte, wo er durch einen einzigen Engel ein ganzes assyrisches Heer in einer Nacht erschlagen ließ. Das tat er wohl, weil es eine unüberwindliche Übermacht war und es wäre für die jerusalemer Verteidiger wohl nicht möglich gewesen, sich zu behaupten. Vielleicht wolte er dabei auch zugleich ein Zeichen an andere potentielle Angreifer aussenden um sie abzuschrecken oder die Israeliten waren wieder kurz davor aufzugeben oder gegen die Führung zu rebellieren. Seine genauen Motive und Gedanken kennen wir nicht, wir wissen nur, was uns darüber offenbart wird und was wir selbst wahrnehmen. Das sind in diesem großen zwischenstaatlichen und geschichtsentscheidenden Maßstab Ausnahmefälle, aber im Alltag der Menschen geschehen solche Dinge ständig. Wir nehmen das aber selten bewusst wahr und legen uns darüber nicht Rechenschaft ab, sondern sehen und behandeln es als Glücks- oder Zufälle, die wir sowieso verdient hätten und die uns zustünden. Denn die Menschen sind undankbar, weswegen sich Gott mit solchen Wundern oft zurückhält.
Für gewöhnlich findet sich ein naheligenderer und alltäglicherer Weg als Gottes demonstratives Eingreifen, der durch die Menschen selbst gefunden und bewältigt werden kann. Zu dieser Selbsthilfe gibt Gott den dankbaren und bewährten Menschen dann zur rechten Zeit die nötigen Einfälle und Ideen, d.h er gibt ihnen alle Mittel dazu in die Hand.
Würde jetzt in der Ukraine die Übermacht der russischen Invasoren zu drückend werden, würde das Gleichgewicht wieder hergestellt werden und bald wird sich das Kräfteverhältnis sowieso umkehren, denn die Ukrainer werden Oberhand gewinnen. Sie haben lange standgehalten und gekämpft und sind nicht eingebrochen, sie gaben nicht auf, obwohl es nicht immer gut aussah, denn es herrscht eine ständige Mangelverwaltung. Das hat Gott gesehen, es gefällt ihm und er wird es honorieren. Die Ukainer werden um ihren Lohn nicht kommen. Würden sie sich auf ihrem Erfolg aber ausruhen, nachlässig, undankbar oder unzufrieden werden und sich des Lohnes und Erfolges bereits sicher fühlen, dann würde die Lage zu ihren Ungunsten wieder kippen, denn der Sieg ist auf dem Schlachtfeld noch nicht erreicht.
Mit der Drangsal, der Bedrückung kommt die Erleichterung, heißt es im Koran, d.h. es wird zum Schluss hin immer noch einmal eng und die Lage kann sehr ernst erscheinen und sich bedrohlich zuspitzen, mitunter auch aussichtslos und verloren erscheinen. Der Feind triumphiert dabei und wähnt sich bereits als verdienter Sieger. Das ist das sichere Zeichen, dass die Erlösung unmittelbar bevorsteht, denn wenn es nicht mehr weiter geht, greift Gott ein und führt die endgültige Wende herbei. Er säumt nicht, denn die Sache ist für ihn bereits entschieden.
Diese Prinzipien finden sich in der für uns überlieferten Geschichte der Israeliten immer wieder verwirklicht, die uns eben dazu aus Gottes Sicht in der Bibel geschildert wird. Dies geschieht unter Einbeziehung seines Wissens, d.h. mit seinen eigenen Erläuterungen zu seinen Entscheidungen, durch die wird erkennen wie und warum Gott wirkt und an uns handelt. Diese Prinzipien wendet er auf alle Völker an, nicht nur auf die Israeliten und sie wiederholen sich in der Menschheitsgeschichte immer wieder bis in unsere Tage. Sie sind aber nur an den Israeliten sichtbar, nachvollziehbar und erkennbar, weil es über andere Völker keine derartigen Schriften mit Gottes Erläuterungen gibt. Wir können diese Muster aus eigener Kraft nur schwer erkennen, denn es bedarf dazu der Weisheit und diese ist in unserer Zeit nicht mehr verbreitet, wenige Menschen suchen und finden sie, wenn man sie sich auch unter den Toren überall gern selbst und gegenseitig großzügig zuschreibt. Das wird sich wieder ändern, denn Gott wird seinen Geist über alles Fleisch ausgießen und der Weisen und Einsichtigen werden sehr viele sein, was zum Heil der Welt gereicht. Die Torheit wird die große Ausnahme sein und keinesfalls mehr beherrschend, nicht mehr bestimmend und tonangebend, wenn man sie denn überhaupt noch finden wird.