Zu Leid und Schande des Messias

Über den Messias heißt es in der Schrift, dass er der Verachtetste unter den Menschen sein wird, einer, vor dem man das Gesicht verbirgt und den man nicht schätzt sondern meidet. Ein Mann voller Schmerzen, mit Krankheit vertraut. (Vgl. u.a. Jesaja 53 und Psalmen.) Diese Schande und das Leiden des Messias ist notwendig weil er sich, um schließlich mit Vollmacht wirken zu können, ganz vom Satan und den Göttern gelöst haben muss und alles von sich abgesondert haben muss, was von diesen kommt.

Das, was von diesen Mächten kommt, ist aber genau das, was die Menschen aneinander schätzen, womit sie untereinander prahlen und wofür sie sich gegenseitig loben. Alles, was als beneidens- und erstrebenswert, großartig, cool, charismatisch, geistreich, klug, zeitgemäß, einnehmend, überzeugend usw. gilt, kommt von den Mächten, die die Menschen eben dadurch täuschen und in die Irre führen. Deswegen heißt es auch im Evangelium und auch in den Sprüchen dass das, was unter den Menschen allenthalben gerühmt wird und als besonders groß gilt, für Gott ein Greuel ist, während andersherum die Sünder das, was vor Gott Tugend und von ihm geschätzt ist, verachten. Denn alle diese unter den Menschen gerühmten ‚Vorzüge‘ kommen vom Satan und den Göttern, also den Mächten, die die Menschen von ihrer wahren Identität entfremden sollen, was Teil der hiesigen Prüfung ist. Man kann, sagt Jesus im Evangelium, nicht gleichzeitig Gott und den Menschen gefallen wollen.

Wer sich nach den unter den Menschen geltenden Maßstäben nicht richtet und sich an dem üblen Umgang nicht beteiligt, wird aussortiert, er gilt nichts und ist wie ein Stein, der von den Bauleuten, also denen, die in diesem Treiben den Ton angeben, verworfen wurde. Diese Aussortierten, die unter den heutigen Zuständen leiden, werden laut Bergpredigt am Ende die Gewinner sein, wenn Gott die Sache wendet, denn auf sie wartet großer Lohn, während auf die, die heute frohlocken und sich als die großen Sieger fühlen, nur der totale Verlust wartet. Letztere bewegen sich in der üblen Zeit wie Fische im Wasser und wissen aus allem Vorteile für sich zu ziehen und werden, weil sie ihren Wohlstand und Erfolg auf Sand gebaut haben, zuletzt alles wieder verlieren. Denn der Saten lässt die, die ihm folgen, am Ende im Stich.

Die dagegen, die heute nach Gerechtigkeit dürsten und hungern, die heute arm, schwach, machtlos und verachtet sind und viel entbehren müssen, werden dann gesättigt sein und die Fülle haben. Denn was heute hoch ist, wird erniedrigt werden und was heute niedrig ist, wird erhöht.

Diese Stellen im Evangelium sind keine schönen, tröstenden und theoretischen Worte, die schön klingen und die Schwachen und die Verlierer auch ein bisschen froh machen und aufmuntern sollen, sondern es handelt sich um Beschreibungen der Realität und der heute in der (christlichen) Welt herrschenden Zustände und Kräfteverhältnisse. Denn die Gerechten müssen sich überall verbergen und still verhalten weil sie nichts mehr wirken können in der Zeit, in der das Unrecht und die Verkehrtheit herrschen.

Viele Gerechte haben tagtäglich unter den in dieser Zeit Starken zu leiden und auch der Messias wird diese Welt der Menschen als lebensfeindliches Terrain empfinden. Er trägt und erträgt dadurch die Sünden der Menschen, was nötig ist, damit auch einige von den Abgeirrten von ihrer Verirrung wieder erlöst werden können. Denn seine Läuterung und sein Leid dient allein dazu, dass die Mächte, die diese Verhältnisse aus dem für uns nicht direkt wahrnehmbaren und erkennbaren Hintergrund erzeugt und bewirkt haben und aufrecht erhalten, entmachtet und aus der Welt geworfen werden.

Durch die Schmerzen des Messias werden so die Vielen geheilt, er trägt ihre Schmerzen und ihre Sünden indem er tagtäglich darunter leidet. So ist es bei Jesaja in den Passagen über den Gottesknecht und im Evangelium beschrieben. Denn er stellt sich offen gegen den Satan und die Götter und kündigt diesen Mächten die baldige Entmachtung an, was diese wiederum natürlich nicht einfach untätig hinnehmen denn sie sehen ja, wie ihr ganzes Werk vor ihren Augen zunichte wird und wie ihnen nach und nach alles entgleitet. Sie wehren sich mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln und versuchen, den Messias auf vielerlei Weise aufzuhalten, irrezuführen und unschädlich zu machen, was für diesen viel Leid und Unheil bedeutet. Dadurch, dass die Gegenmächte gegen den Messias alle ihre Mittel gebündelt einsetzen, ist es ihm möglich, diese zu erkennen, zu verstehen und dadurch zu zerstören. Der Kampf der Gegenmächte führt also zwangsläufig zu ihrer eigenen Entmachtung und zu ihrem Ende weil sie sich durch alles, was sie tun und wirken, zu erkennen geben müssen, was sie wiederum erst angreifbar macht. Denn sie können ihr Wirken nur so lange fortführen, wie es im Verborgenen stattfindet, denn bei Lichte betrachtet erkennt jeder Mensch sofort das Übel in ihnen, wodurch ihnen niemand mehr folgt, der ihr Wirken seinem Wesen nach erkannt hat.

Trotz all der Widerstände wird der Gotttesknecht unter der Last nicht zusammenbrechen, denn die vielfältigen Angriffe aktivieren ihn erst, gegen all diese Dinge anzukämpfen um sie schließlich zu vernichten. Er wird seinen Weg erfolgreich beenden, das steht zu Beginn des Kampfes bereits fest, und weiter unermüdlich Heil ankündigen weil das die einzige Möglichkeit für ihn ist, seine Widersacher zu schwächen. Ihm bleibt nur die Flucht nach vorne, denn dadurch, dass er unter den herrschenden Zuständen in der Welt der Menschen leidet, wird er erst angetrieben und gezwungen, diese aufzubrechen und zu verändern. Denn die einzige Möglichkeit für ihn, sein eigenes Leiden zu lindern, ist die Abschaffung der flächendeckend verbreiteten und weithin auch akzeptierten Herrschaft des Unrechts und des Unheils, das unter den Menschen gewirkt wird. Nur durch sein eigenes Leiden an der innerweltlichen Wirklichkeit ist er motiviert, die damit verbundenen Mühen, Risiken und Anstrengungen auf sich zu nehmen, denn würde er an der Realität und den Zuständen in der Welt nicht leiden, könnten diese ihm egal sein und er würde sich beruhigt auf ein Faulbett legen können und abwarten, bis er diese Welt wieder verlassen kann, damit die Menschen in ihr machen, was die meisten von ihnen wollen und was zu tun sie seit Jahrhunderten gewohnt sind weil es allgemein als klug angesehen und gelobt wird. Denn viele von ihnen wollen es gar nicht anders, sie halten die ganzen Übel, an denen sie kranken, für Vorteile und Früchte und Errungenschaften des menschlichen Fortschritts, weswegen das Heil gegen den Willen vieler Wortführer und Entscheider erzwungen werden muss.

Für alle, denen es in ihrem Leben ähnlich ergeht und die sich in den Beschreibungen der Gerechten in den Schriften wiederfinden, ist das eine frohe Botschaft, denn ihre Erlösung ist nah. Diese werden den Messias freudig annehmen und sein Wirken begrüßen, wenn er offenbar wird, denn alle ihre geheimen Hoffnungen werden durch ihn wahr.

Für die dagegen, die in der verkehrten Zeit frohlocken, weil sie für sich aus allem Vorteile zu ziehen wissen und sich dabei besonders schlau vorkommen, heißt das, dass für sie bald die lange und schmerzliche Leidenszeit beginnt und dass sie alles, was sie sich hier durch Beteiligung am Unrecht, Irrtum und Frevel erworben haben, wieder verlieren. Denn sie waren jederzeit gewarnt, haben aber alle Warnungen in den Wind geschlagen weil ihre tagtägliche Erfahrung das Gegenteil lehrte, denn alles, was sie beobachteten und kannten, sprach offenkundig für ihre Sichtweise, dass sie die Gewinner der ganzen Sache sind und auch in Zukunft nur Gutes für sich zu erwarten haben. Diese werden den Messias ablehnen, ihm mittels vermeintlichem eigenen Besserwissens zuwider handeln, ihn angreifen, kritisch sehen und verleumden.

So ist es angekündigt und so ist es bereits im Kommen.