Jesus nennt in dem Gleichnis im Matthäusevangelium dieses Prinzip, nach dem die Taten der Menschen im Gericht bewertet werden: Der König als Richter sagt: Was ihr den Geringsten unter euren Mitmenschen getan habt, das habt ihr mir getan. Und was ihr ihnen nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan.

Wer sind aber diese Geringsten für uns?

Die Geringsten sind für jeden Menschen andere, denn das Hoch- oder Geringsein ist nichts Absolutes und Objektives, sondern relativ und subjektiv, denn bei jedem Menschen sind andere als hoch oder gering angesehen. Für gläubige Menschen sind die Hohen meist ihre Glaubensgenossen und die Geringen Anders- oder vermeintliche Ungläubige. Für die, die sich selbst für Gerechte halten und als solche angesehen werden wollen, sind die Geringen meist solche, die allgemein als Sünder gelten. Für Reiche sind es dagegen oft die Armen und für viele Arme die Reichen und für Einheimische in einem Land die Einwanderer und Migranten. Menschen, die im Leben mit allem versorgt sind und allgemein wenig Sorgen haben und selten krank sind, sehen solche mit vielen Sorgen, Nöten und Krankheiten in der Regel als von Gott geschlagen, benachteiligt oder heimgesucht an und sich selbst als bevorzugt und gesegnet. Vor allem psychisch Kranke, wie man heute übereingekommen ist Besessene zu bezeichnen,  werden von allen anderen verachtet und gelten allgemein als die Geringsten von allen, selbst bei solchen, die selbst verachtet oder gesellschaftlich geächtet sind weil es unter den Menschen nichts entehrenderes gibt, als die Kontrolle über sein eigenes Denken, Reden, seine Wahrnehmung und sein Verhalten zu verlieren und der Willkür eines Dämons ausgeliefert zu sein.

Für jeden Erdenbürger gelten also andere Menschengruppen als hoch oder niedrig. Deswegen wird im Gericht laut Jesus jeder an denjenigen seiner Taten gemessen, die er gegenüber solchen Menschen geübt hat, die in seinen Augen zu den Geringsten zählen, d.h. die, die er innerlich geringschätzt oder ablehnt.

Denn das Hoch- oder Geringsein ist nichts Objektives und vor Gott wird das alles ohnehin noch einmal ganz anders bewertet, oft genau umgekehrt als unter den Menschen. Denn die, die hier als die Größten gelten wollen und dafür berühmt und hochgeehrt sind, dienen den Göttern im Himmel in der Regel zur herzlichen Belustigung oder sind gar Gegenstand des Gespötts, weil sie immer auch die sind, die am weitesten abgeirrt sind. Gerade solche, die sich unter den Menschen gern als sogenannte ‚Intellektuelle‘ rühmen lassen, gelten vor den Göttern im Himmel oft als die gründlichsten Toren weil es von dort aus klar ersichtlich ist, dass ihre unter Kollegen und anderen Gleichgesinnten vielgerühmte ‚Expertise‘ eine Ansammlung von haarsträubenden Irrtümern und Fehleinschätzungen und ihre eingebildete Weisheit, ihr Wissen und ihre Klugheit im wesentlichen Torheit und rein virtuell, also nichts tatsächlich vorhandenes ist. Wüssten diese Leute um ihre wahre Rolle in Gottes Plan und würden sie die Schriften richtig gelesen haben und auch verstehen, denn diese sind in dieser Hinsicht überdeutlich, würden sie vor Scham im Erdboden versinken und von ihrem jetzigen Treiben, ihrem Hochmut und ihrem Selbstdünkel nichts mehr wissen wollen. Denn sowohl in den jüdischen, als auch in den christlichen und islamischen Schriften ist es klar und deutlich angekündigt, dass die Weisheit der Weisen in unserer Zeit zu Torheit geworden ist. Trotzdem erkennen diese Leute, auch die, die diese Stellen kennen, ihre eigene Beschreibung in den Schriften nicht wieder, wodurch sie sie bestätigen und erfüllen.

Dieser heute überall anzutreffende Geistesverderb kommt vor allem dadurch zustande, dass die einzelnen Vermögen, durch deren Zusammenspiel belastbare, wahrheitsgetreue Erkenntnis zustandekommt, in der Regel nicht mehr zusammen, sondern meist getrennt voneinander vorkommen. So hat jemand z.B. ein gutes Gedächtnis und kann den Koran auswendig aufsagen, wenn er aber die Bedeutung einzelner Verse erklären soll, muss er verstummen, weil es ihm an Weisheit und Verständigkeit mangelt. Ein anderer spricht vielleicht viele Sprachen und kann die verschiedenen Übersetzungen einer Schrift wortreich unterscheiden und kenntnisreich auseinander setzen, welche von diesen aber am nächsten an der tatsächlichen Wahrheit ist kann er auch nicht sagen, weil er die Schriften nicht auf die Wirklichkeit anwenden kann, d.h. es mangelt ihm an Urteilskraft. Andere haben ein umfangreiches Fachwissen, sie haben viel zu ihrem Gegenstand gelesen und können viele einschlägige Begriffe definieren und benutzen, wenn sie aber eintscheiden sollen, ob eine einfache einzelne Aussage wahr oder falsch ist, stehen sie wie der Ochs vorm Berg weil sie in konkreten Fällen links und rechts nicht auseinander halten können.

Heute unterscheidet man die vielen verschiedenen geistigen Vermögen nicht mehr, sondern spricht allgemein pauschal von Intelligenz. Was diese Intelligenz aber genau sein soll und wie sie zu kennzeichnen und zu definieren ist, das weiß niemand stichhaltig und mit Bestimmtheit zu sagen. Deswegen kann auch jedermann einfach davon sprechen, denn man muss dazu ja nichts wissen, weil niemand etwas bestimmtes dazu weiß, darin sind sich alle gleich. Es handelt sich bei dieser Reduzierung der menschlichen geistigen Vielfalt auf ein einziges völlig unbestimmtes und unbestimmbares, weil nicht real existetes, Konzept also offenkundig um eine ausgemachte Torheit, in der alle Welt übereinstimmt und in der man sich allenthalben gegenseitig zu überbieten sucht, einen Schildbürgerstreich, den sich die Menschheit selbst spielt. Man schreibt sich selbst und anderen diese geheimnisvolle unltimative Auszeichnung der Intelligenz gern großzügig anerkennend und oft auch bewundernd zu und staunt dann ehrfürchtig darüber, so wie das Publikum über des Kaisers neue Kleider in der gleichnamigen Sinnerzählung von Hans Christian  Andersen staunt. Wer nicht einstimmt, erntet Unverständnis, böse Blicke und zieht den Ärger der Menschen auf sich, denn er ist ein Spielverderber weil er den Wahn und das eitle Treiben durch seinen nüchternen, klaren Blick beendet und die liebgewonnene, erhebende Illusion, an der man sich ergötzte, zerstört.

Zudem ist es so, dass jemand, der in seinem alltäglichen Handeln nicht zutreffend zwischen böse und gut unterscheidet, auch in aller theoretischen Erkenntnis wahr und falsch nicht richtig unterscheiden kann. Denn die Seele des Menschen ist eine Einheit und spaltet sich nicht auf, wer in einem Bereich fehl geht, der ist immer auch in allen anderen Bereichen im Irrtum weil er vom Weg abgekommen ist und deshalb zu abwegigen Ansichten gelangt und dafür Interesse hegt. Weil die Bereitschaft und die Akzeptanz von Schlechtigkeit heute unter den Menschen eine notwendige Voraussetzung für Erfolg ist, ist es flächendeckend so, dass die, die eigentlich als weise gelten wollen, insgesamt zum Irrtum übergelaufen sind. Wer richtige und zutreffende Erkennnisse und Einsichten lehrt und dazu offen steht, gilt nie als erwähnenswerter Experte in seinem Fach, sondern immer als langweilig, banal oder altbacken, man erwirbt sich mit der Wahrheit in keinem Fach einen guten Ruf. Die Toren dagegen werden in der Regel hoch gerühmt für ihren Unsinn, weil er die Hörer in den Ohren kitzelt.

Die meisten heutigen Wissenschaftler, vor allem solche, die als führend in ihrem Fach gelten und die Lehrmeinungen bestimmen, zeichnen sich in der Regel durch breites Wissen oder eine scharfe Beobachtungs- oder Beschreibungsgabe aus. Sie erkennen die beobachtbaren Phänomene und können sie gut und treffend benennen und beschreiben. Wenn es aber darum geht, das Zustandekommen dieser Dinge und Phänomene in der Welt zutreffend und schlüssig zu erklären, liegen sie in der Regel nicht ganz richtig und geraten in widersprüchliche Rede, weil die zugrundegelegten Erklärungsmodelle und Theorien schief und nicht zutreffend sind. Denn hierin irren sie meist, sie halten sich an falsche Voraussetzungen und dadurch auch an falsche Theorien und Erklärungsweisen.

Die vielen im Moment kursierenden falschen Theorien und Lehrmeinungen und die vielen Irrtümer unter den heutigen Weisen lassen sich auch durch die Unterscheidung zwischen Dummheit und Torheit besser verstehen, denn die Weisheit der Weisen ist in unseren Tagen flächendeckend zur Torheit geworden, so wie es in den Schriften für unsere Zeit auch vorhergesagt ist. Bei der Dummheit handelt es sich um ein generelles begriffliches Unvermögen, den davon Betroffenen fallen im rechten Moment nicht die nötigen Begriffe ein, es bilden sich ihnen keine deutlichen, klaren und zutreffenden Vorstellungen von den Gegenstäden und Sachverhalten , mit denen sie konfrontiert sind, wodurch sie nichts verstehen können und in der Folge unverständig sind. Oft haben sie dafür andere nützliche Fähigkeiten oder Talente, die diesen Mangel am Begreifen wieder ausgleichen. Bei der Torheit handelt es sich dagegen um eine Art von Irrtumsanfälligkeit und Urteilsschwäche, die sich leicht beheben lässt, wenn der Betroffene zur Einsicht kommt, wieder nüchtern wird und sich besinnt oder über seine Abgeirrtheit belehrt wird, d.h. wenn er seinen Zustand, seine Betörung, erkennt und bereit ist, ihn wieder zu beheben. Der Tor ist also meist belehrbar und sein Irren liegt nicht an einem grundsätzlichen geistigen Unvermögen, sondern daran, dasss er auf die falschen inneren Stimmen und Ratgeber in seinem Umfeld hört, er lässt sich betören, also täuschen, wodurch große Teile seiner Erkenntnis unnütz und unbrauchbar werden. Denn in vielen entscheidenden Fragen irrt er sich und nimmt nüchtern betrachtet widersinnige und abwegige Meinungen und Positionen an, in der Regel darum, weil damit Vorteile, meist beruflicher Art, verbunden sind. Denn in wissenschaftlichen Kreisen muss man sich, wie bereits gesagt, für alle Spielarten der Torheit offen und empfänglich zeigen, man muss sich an dem eitlen Treiben beteiligen, weil man anders in diesen Kreisen heute nicht aktiv und erfolgreich sein kann. Wer es ablehnt, die dort verbreiteten Irrtümer und Torheiten im Verhalten oder in der Art, sich auszudrücken oder sich zu verhalten, zu übernehmen, der bekommt schnell Gegenwind und negatives Feedback, er eckt überall an und wird nicht akzeptiert und seine Arbeit nicht beachtet und auch sonst nicht wertgeschätzt. Die Torheit ist also heute kein Hinderungsgrund dafür, sich in gebildeten Kreisen zu bewegen und zu behaupten, sondern eine unerlässliche Voraussetzung dafür, sich an den Diskursen und Debatten zu beteiligen.

Der Mehrzahl der heutigen einflussreichen Gelehrten und Wissenschaftler mangelt es darüber hinaus an Glauben, was ebenfalls zu schiefen Grundannahmen und falschen Voraussetzungen führt, z.B. die, dass die heiligen Schriften grundsätzlich nicht wörtlich zu verstehen seien, sondern nur in einem übertragenen Sinn verstanden werden dürfen. Wieder anderen mangelt es an Verstand, was zu abenteuerlichen Glaubensinhalten und (Verschwörungs-) Theorien führt oder es mangelt an Wahrheitsliebe, was zur Folge hat, dass solche Schriftausleger leichtfertig Erklärungen bringen, die die Sache gar nicht erklären, sondern sie eher noch undurchsichtiger und widersprüchlicher machen und mehr Fragen und Zweifel aufwerfen als sie auflösen. Es bleibt bei ihren Erklärungen immer ein mulmiges Gefühl zurück und nichts geht wirklich auf oder macht rechten Sinn und es überzeugt niemanden wirklich. Wenn der neue Geist über die Menschheit ausgegossen wird, werden alle diese Mängel behoben und die Menschen werden wieder brauchbare Ergebnisse bei allen ihren Bestrebungen erzielen.

Es zeigt sich, dass das, was unter den Menschen gerne ‚groß‘ genannt oder als hoch angesehen wird, für Gott meistens ein Gräuel ist. Niemand würde z.B. auf die Idee kommen, Moses, Jesus oder Mohammed als ‚den Großen‘ zu bezeichnen und es werden nach den vor Gott Geehrten auch keine Straßen oder Plätze oder anderes in der Welt der Menschen benannt, denn das würde als unangemessen empfunden. Nüchtern betrachtet war an ihnen auch nicht viel besonders groß, denn alles, was sie wirkten, taten sie nicht aus eigener Kraft oder aufgrund besonderer Fähigkeiten, es war also nichts Eigenleistung, sondern alles wurde ihnen von Gott gegeben und von ihm durch sie gewirkt. Es gab also nicht wirklich viel, wofür sie sich hätten loben lassen können, denn was sie taten, war nicht ihr eigenes Werk. Selbst wenn ihr Charakter gelobt wird, kann man das ihnen selbst nicht zurechnen, denn so, wie sie waren, wurden sie von Gott geschaffen und zu ihrem Dienst extra mit diesen Eigenschaften und Stärken ausgestattet. Wenn Gott im Koran aber z.B. Abraham als Gerechten und Freund Gottes bezeichnet, dann tut er das nicht, um Abraham vor den Menschen zu rühmen, sondern er baut ihn als Vorbild auf, zu dem der Leser aufschaut, damit er sich an ihm ein Beispiel nimmt und solches Verhalten selbst annimmt. Zudem wird durch die mehrmalige lobende Erwähnung Abrahams deutlich, dass Gott ganz andere Eigenschaften an den Menschen schätzt, als die Menschen untereinander, denn unter den Menschen gilt solches Verhalten oder Handeln, wie es an Abraham gelobt wird, eher als Schwäche oder Torheit. In diesem Abschnitt ist dieses Prinzip der Vorbilder genauer erläutert.

Denn alles Rühmen und Loben unter den Menschen ist Teil der Prahlerei der Menschen untereinander, an der sich Gott und seine Mächte nicht beteiligen. Alles, was auf solche Weise von den Menschen seit jeher gelobt und gerühmt wird oder unter ihnen als besondere Ehre gilt, gehört zum eitlen weltlichen Treiben der Menschen und wird im Himmel völlig anders bewertet als bei uns. Bald wird man deshalb alles, was heute bei uns als große Auszeichnung gilt, wie Preise, Orden, akademische Titel wie Ehrendoktorwürden und was es dergleichen mehr gibt, nicht mehr als Auszeichnung und Abzeichen der Ehre und des Verdienstes ansehen, sondern als Zeichen der Schande, der Korrumpiertheit und Abgeirrtheit. Alles, wofür sich die Menschen heute allenthalben rühmen lassen und was sie sich hoch anrechnen und worauf sie ihr Vertrauen setzen und sich stützen, wird ihnen, wenn die Wahrheit darüber deutlich erkennbar wird, Grund und Anlass zur Anklage und zur Verurteilung werden. Sie werden ihre Orden, Abzeichen und Urkunden von sich werfen und sich davon frei sprechen wollen.

Auch sind die Götter oder die Engel vor Gott nicht höher angesehen als die Menschen, denn für ihn sind alle Wesen Geschöpfe, die er zu ihrer jeweiligen Aufgabe und zu ihrem Zweck geschaffen und entsprechend ausgestattet hat. Ein einsichtiger und weiser Mensch gilt deshalb vor Gott mehr als ein Törichter und Uneinsichtiger unter den Göttern und ein Rechtschaffener unter den Menschen, der tut, was Gott von den Menschen erwartet, ist höher geachtet als ein abgeirrter Engel, der Schlechtes tut oder die Menschen dazu animiert.