Wie erreicht man Zufriedenheit?

Jedem Menschen kommen ohne sein Zutun und ganz von allein, ob er will oder nicht, tagtäglich immer wieder Wünsche nach den verschiedensten Dingen. Viele Menschen werden von diesen in ihnen erregten Begierden durchs Leben getrieben und sie tun fast alles, was sie tun, nur um die Ziele dieser Begehrlichkeiten zu erreichen. Sie leben dadurch wie im Hamsterrad denn wer sich immer seine eitlen Wünsche zu erfüllen sucht, der beruhigt diese Ruhe- und Zufriedenheitsräuber nicht, sondern ihm kommen zukünftig immer neue und immer mehr davon. Meist sind das Dinge, die gar keinen realen Vorteil bringen, weil sie nüchtern betrachtet völlig unnütz sind. Deswegen ist es klüger, die ewigen Wünsche zum Schweigen zu bringen, indem man sie ignoriert und eben nicht zu erfüllen sucht. Denn dann hat man Ruhe und sie verschwinden bald, weil keine neuen mehr entstehen.

Jeder kennt das, wenn er als Kind unbedingt etwas will und es dann bekommt und dann enttäuscht ist, weil es gar nicht so toll ist, wie es einem vorgespiegelt wurde und man es eigentlich auch nicht braucht. So ist es mit den meisten dieser eitlen Wünsche, die den Menschen antreiben, sie nehmen ihm die Ruhe und die Zufriedenheit solange sie nicht erfüllt sind und haben am Ende, wenn man sein Ziel dann erreicht hat, keinerlei realen Nutzen.

Ob man sich seine Wünsche zu erfüllen sucht oder nicht, in beiden Fällen ist das Ziel Zufriedenheit und Ruhe vor dem ewigen Drängen nach etwas (überflüssigem) Neuem. Durch das Erfüllen der Wünsche erreicht man dieses Ziel nie, denn es entstehen dann immer neue. Nur wer sie insgesamt zum Schweigen bringt, kann deshalb Zufriedenheit finden. Das lehren alle Weisheitstraditionen, u.a. auch der Buddha, die Bibel und der Koran.

Wenn man sich etwas sehr wünscht und es nicht bekommt, hat man ein Verlustgefühl, man fühlt sich zurückgesetzt und oft auch ungerecht behandelt und man ärgert sich daran. Sieht man dann andere Menschen, die das haben, was man auch gern hätte, entsteht Neid und daraus folgend auch Missgunst und viele andere negative Emotionen, die den Charakter und das zwischenmenschliche alltägliche Leben stören und verleiden. Auch wird man, wenn man vieles nicht gleich bekommt oder erreicht, immer unzufriedener und undankbarer und der innere Groll, den man hegt, richtet sich vor allem gegen Gott, weil es ja in seiner Macht stünde, dass man etwas bekommt oder erreicht, was man sich wünscht. Oft beten und bitten die Menschen auch besonders innig, wenn sie etwas wollen und werden, weil sie darin nicht erhört werden, undankbar gegenüber Gott und lehnen sich immer mehr gegen ihn auf. Sie denken sich dann etwa: „Wieso soll ich beten oder die Gebote halten, wenn ich nichtmal dies oder jenes bekomme.“ Oder: „Wieso soll ich überhaupt Gutes tun, denn ich bekomme ja sowieso nicht, was ich will.“ usw.

Man entwickelt Unwillen und Undank gegenüber Gott und nimmt dadurch insgesamt eine schlechte Entwicklung weil einzelne Irrtümer und Täuschungen immer weitere schlechte Haltungen und Gesinnungen mitbringen und nach sich ziehen. Deswegen ist das Erregen von solchen eitlen Wünschen und Begierden eines der wirksamsten Mittel, die dem Irreführer zur Verfügung stehen, um die Menschen von Gott zu entfremden und sie mit Gott und untereinander zu entzweien.

Oft macht der Irreführer auch Versprechungen oder erweckt Hoffnungen im Innern eines Menschen indem er irgendetwas in der Art verlangt, wie: „Du musst dies oder jenes tun, oder wenn du dieses oder jenes änderst, dann bekommst du, was du willst.“ Oder, wenn jemand etwas sich schon öfter erhofft hat: „Diesmal bekommst/erreichst du es ganz sicher“, worauf nahezu immer eine besonders große Enttäuschung mit Ärger oder Wut folgt. Es gibt viele Varianten und Spielarten dieser typischen Täuschung und viele Menschen tappen in diese Falle immer wieder. Denn der Irreführer verspricht den Menschen Dinge und hält es ihnen nicht. Den Groll darüber und die Enttäuschung lenkt er dann auf Gott. Der so Getäuschte wendet sich dann oft innerlich von Gott ab und begibt sich ganz in die Hände dessen, der in Wahrheit für seinen Ärger und seine Enttäuschung verantwortlich ist. Er nimmt sich dann seinen Feind, der nur im Sinn hat, ihn zu täuschen und ihm dadurch zu schaden, zum Freund, denn dazu ist dieser geschaffen.

Wenn einem etwas in der Zukunft liegendes als ganz sicher erscheint und man fest davon überzeugt ist, etwas zu erreichen oder zu erhalten, dann ist das in der Regel eine Täuschung, man befindet sich in Torheit und Illusion, denn Gott teilt den Menschen selten bis nie im vorhinein mit, was er konkret zu tun gedenkt. Auch alle Propheten wussten nie, was sie am nächsten Tag erwartet und was die Zukunft für sie bringt. Denn wir haben von unserem Standpunkt aus keine Möglichkeit, die Pläne Gottes zu erkennen und wissen in jeder Frage nur, was uns durch Offenbarung mitgeteilt wird. Die natürliche und gesunde Haltung wenn wir uns für etwas anstrengen oder etwas anstreben ist also die feste Hoffnung auf den Erfolg in dem Bewusstsein, dass man nicht vorhersehen kann, wie es am Ende wirklich kommt. Denn nur die Irregeführten sind sich sicher und felsenfest von einem  für sie bestmöglichen Ausgang überzeugt, der nüchterne Realist dagegen weiß, dass der Erfolg letztlich nicht in seiner Hand liegt und nicht nur von ihm selbst abhängt, weswegen er sein Bestes gibt und sich nach Kräften anstregt. Wer sich dagegen des Erfolges vorher bereits sicher wähnt, wird oft nachlässig, unaufmerksam oder leichtsinnig in seinen Bemühungen, was die Wahrscheinlichkeit des Scheiterns weiter erhöht. Immer wenn eine Hoffnung enttäuscht wird, stammte diese falsche Hoffnung vom Irreführer, denn er verspricht den Menschen Dinge, ohne es zu halten, wie es im Koran heißt. Wenn Gott dagegen etwas verheißt, was aber nicht oft vorkommt und sich vorweg oft nur in einem unbestimmten, undeutlichen Gefühl äußert, trifft es immer auch ein.

Wer diese ganzen Nachteile und Übel loswerden will, darf auf solche Eingebungen nicht mehr hören und sich nicht nach ihnen richten. Ignoriert man diese niemals nützlichen oder gewinnbringenden inneren Regungen, verschwinden sie bald und man wird die Übel, die sie brachten, nach und nach wieder los. Denn der Gewinn, den sie vorspiegeln, ist am Ende immer ein Verlust und ein Schaden. Wer nur seinen Wünschen und Begierden lebt, dem erscheint sein Dasein, auch wenn er oft bekommt, was er will, zunehmend leer und sinnlos weil die Genugtuung, die man verspürt, wenn man etwas erreicht hat oder bekommen hat, nie lange anhält und man immer bald wieder das nächste will.

Der Vorteil der Genügsamkeit

Unter den Menschen gelten diejenigen als besonders beneidenswert, die an alles, wie z.B. das Essen oder die Kleidung besonders hohe Ansprüche haben. Diese hohen Ansprüche sind aber kein Vorteil für die Betroffenen, sondern ein Nachteil, weil sie mehr Aufwand betreiben müssen, um am Ende dann doch nicht ganz zufrieden zu sein. Denn wer immer etwas mehr will, der ist nie zufrieden mit dem, was er hat und er kann das, was er hat, auch nicht richtig genießen und er schätzt es deswegen auch nicht. Denn die Menschen, die geringere Ansprüche z.B. an ihr Essen haben, haben beim Essen sogar mehr Genuss als andere, die schwer zufrieden zu stellen sind weil ihnen immer ein Makel auffällt. Denn die Leckerbissen der Reichen sind trügerische Speisen, wie es in den Weisheitssprüchen der Bibel heißt, man hat an ihnen keinen realen Genuss und keine Freude.

Das einzige, was diese Dinge für ihre Besitzer reizvoll macht, ist die Vorstellung, dass man damit anderen Menschen etwas voraus hätte und dass diese sie darum beneiden würden. So ist es mit allen Luxus- und anderen vermeintlich gehobenen Konsumgütern. Ihr Wert liegt nicht in ihnen selbst oder in ihrem tatsächlichen Nutzen, sondern nur darin, dass der Konsumierende sich einbilden kann, allen anderen dadurch etwas voraus zu haben. Denn die meisten Dinge, die zunächst nur den Reichen und sogenannten Privilegierten zur Verfügung stehen, werden bald auch für die breite Masse verfügbar, wodurch sie für die Reichen wieder unattraktiv werden weil der Wert dieser Dinge eben nicht in ihnen selbst und in ihrem besonderen Nutzen liegt, sondern bloß relativ in Bezug auf das, was sich andere leisten können. Der Wert dieser Dinge ist letztlich also bloße Vorspiegelung und Einbildung und kein realer Vorteil.

Der Genügsame ist dagegen mit dem zufrieden, was er hat und er hat dadurch letztlich mehr Genuss und Freude an den Dingen, was das eigentliche Ziel von allem Streben ist. Die, die glauben, allen anderen etwas voraus zu haben, leben also in Wahrheit nicht im Überfluss, wie es immer heißt und wie sie glauben, sondern im Mangel.

Über die neue Welt, die bald kommen wird, heißt es, dass ihre Bewohner dort alles haben werden, was sie sich wünschen. Zur Verwirklichung dieser Verheißung lässt sich an zwei Stellen ansetzen: Einmal bei der Erfüllung der Wünsche, aber auch schon bei deren Entstehung. Denn im Paradies werden die Menschen nur noch Wünsche nach Dingen entwickeln, die leicht zur Hand sind, sie werden also nichts mehr wollen, was sich schwer oder gar nicht erreichen lässt. Alle Wünsche, die ihnen so entstehen, werden dann auch erfüllt werden und jeder wird alles haben, was er sich erhofft und was ihm in den Sinn kommt.