Die Veranstalter werden klassische Konzerte in Zukunft viel lebendiger gestalten, als es heute der Fall ist. Denn heute gleichen viele Konzerte Pflichtveranstaltungen, die man zu absolvieren hat, wenn man als kulturell interessiert gelten will. Es macht einfach keinen Spaß, angespannt und regungslos stundenlang auf seinem Stuhl zu sitzen und die steifen Aufführungen entgegenzunehmen. Ich selbst meide deswegen solche Konzerte und höre die Musik nur zu Hause. Denn im Konzert ist alles zu beengt und zu angespannt, als dass man die Klänge und Melodien wirklich frei und ungestört auf sich wirken lassen könnte, man kann die Musik dort nicht genießen.
Das war ursprünglich auch alles gar nicht so gedacht, in fürheren Zeiten waren Aufführungen von Beethoven oder Mozart gesellschaftliche Anlässe mit Unterhaltung und Freude, es gab Gespräche, und bei Beethoven und anderen wird sogar von gelegentlichenTumulten im Publikum und großer Aufregerei aber auch Jubel über die eindrücklichen und schockierenden neuen Werke berichtet. Das waren wirklich Erlebnisse und man hatte Spaß daran, es konnten sich starke Emotionen bilden. Die Musik kam dabei auch nicht zu kurz, im Gegenteil, sie wurde dadurch noch viel besser zur Geltung gebracht, sie war wirkungsvoller und eindrücklicher.
Man wird also die gegenwärtigen Konzepte grundlegend überdenken und dabei nicht mehr auf die professionellen Musikkritiker hören, die das alles nicht gut heißen werden, weil sie für die steife, zeremonielle und sterile Aufführungspraxis verantwortlich waren. Zukünftig wird man Konzerte wieder mehr als Event planen, als Ereignis und als Unterhaltung und nicht als zu absolvierende Pflichttermine im Kalender der kulturbewussten Bildungsbürger. Wahrscheinlich kommt man dann auch wieder zu mehr Großveranstaltungen mit klassischer Musik, denn die Nachfrage ist bei adäquater Präsentation überall vorhanden, der Katalog ist so reich an Werken, dass für jeden Anlass etwas gefunden werden kann. Interesse haben alle Menschen an klassischer Musik, nur werden viele vom Drumherum und der hoheitsvollen Inszenierung abgestoßen. Das alles ist nicht nötig, es war nicht immer so und wird auch nicht so bleiben, denn man schneidet sich damit ins eigene Fleisch.