Immer mehr Menschen im Iran, auch solche, die sich selbst als religiös verstehen, werden sich den Demonstrationen anschließen und das Regime und seine Methoden grundsätzlich hinterfragen. Man wird die Sache zunehmend nüchtern und klar beurteilen und zwischen den Eigenaussagen des Regimes und der Realität und den Tatsachen klar unterscheiden. Man wird die Diskrepanz zwischen Anspruch und Selbstverständnis einerseits und der Wirklichkeit andererseits deutlich erkennen.
Denn dieses Regime steht nicht für den Islam und die Demonstranten führen mit ihren Anliegen und ihrer Unzufriedenheit keinen ‚Krieg gegen Gott‘, wie es die Hardliner des Regimes behaupten. Denn ein Konflikt zwischen Gruppen von Menschen, die unterschiedliche Interessen oder Vorstellungen haben, ist nie ein Kampf der Religion gegen Ungläubige, denn Gott ist nie grundsätzlich und vorbehaltlos auf der Seite einer Partei unter Verwerfung der Anliegen der jeweils anderen. Gott lässt von jetzt an diejenigen sich durchsetzen, die in einer Sache im Recht sind, die sich tatsächlich an seine Gebote und Gesetze halten und deren Anliegen berechtigt und wohlbegründet sind.
Der Koran sagt ganz klar, dass es in der Religion keinen Zwang gibt. Die selbsternannte ‚Sittenpolizei‘ im Iran versucht aber das, was aus der Sicht des Regimes religiös begründetes Recht sein soll, mit Zwang und Gewalt durchzusetzen um so den Menschen ihren Willen und ihre Vorstellungen von einer auf Religion gegründeten Gesellschaft aufzuzwingen. Wenn sie das Gebot zu Tragen eines Kopftuchs also religiös begründen wollen, dann dürfen sie zu dessen Durchsetzung nicht selbst die Gebote verletzen und dabei Zwangsmittel anwenden.
Denn wenn man Menschen zur Sittsamkeit verpflichten will, indem man ihnen die Nase, den Kiefer oder den Schädel bricht, dann ist an der Sache ganz eindeutig etwas faul und das Ganze ist klar irregeleitet, denn die Religion wird hier falsch verstanden und sogar in ihr Gegenteil verkehrt. Mohammed selbst würde sich von solchen Praktiken, die die sogenannte ‚Sittenpolizei‘ alltäglich anwendet, los und ledig sprechen und er würde mit solchen Methoden nichts zu tun haben wollen, denn sie widersprechen ganz klar den Lehren, den Geboten und auch dem Geist des Koran. Laut Koran sind es immer die Unrecht-, Unheil- und Verderbensstifter, die von sich selbst bei jeder Gelegenheit behaupten, nur die Förderer der Sitten, des Friedens und der Gerechtigkeit zu sein. Denn weil ihr Tun offenkundiges Unrecht ist, müssen sie sich so unentwegt dafür rechtfertigen.
Entsprechende Anordnungen, Gewalt gegen die eigene Bevölkerung anzuwenden, wird man nicht mehr ausführen und es werden sich gegen diesen Zwang und dieses Unrecht in allen Staatsorganen und Behörden viele Menschen offen gegen ein Festhalten an der alten, ungewollten und schlecht begründeten Ordnung aussprechen. Denn die Unzufriedeheit ist überall groß und man wird sie nicht mehr unterdrücken und verleugnen können, sondern sie wird sich durchsetzen und eine bessere, rechtmäßige Ordnung, die sich nicht des Zwanges, der Unterdrückung und der Gewalt bedienen muss, herbeiführen. Das wird dem Land inneren Frieden und auch Frieden und Ruhe nach außen bringen.