Wenn sich die russischen Truppen und ihre Verbündeten nicht vor den erwarteten ukrainischen Angriffen kampflos aus der Region und der Stadt Cherson zurückziehen, wird ihnen nur wieder der ungeordnete Rückzug bleiben, mit all seinen Folgen.

Dass sie die Region und die Stadt aber halten, ist ausgeschlossen, das dürfte auch jedem Strategen auf russischer Seite klar sein.

Eventuell versuchte Finten oder Täuschungsmanöver der Russen werden von den Ukrainern erkannt und auf demütigende Weise scheitern und sie werden für die russische Seite den Schaden nur weiter mehren. Denn dafür ist die Disziplin und die Moral unter den russischen Kämpfern zu schlecht, sie sind zu eventuellen planmäßigen und gezielten Manövern nicht in der Lage. Auch mangelt es dafür an Abstimmung und Koordination.

Auch an allen anderen Frontabschnitten wird es deutliche Fortschritte für die Ukrainer geben und die russischen Invasoren werden keinerlei Erfolge mehr erzielen.

Die schlechte Moral unter den Kämpfern auf russischer Seite schlägt jetzt, wo das Wetter und die äußeren Bedingungen spürbar unangenehmer werden, richtig durch und in dem Maße, wie die alltäglichen Beschwernisse für die Soldaten wachsen, wird auch ihre Kampfbereitschaft weiter schwinden.

Es wird in der Folge auf russischer Seite zu offenen Meutereien kommen und auch die Offiziere werden das Kämpfen ganz verweigern, weil keine Aussicht auf irgendeinen Erfolg oder Fortschritt mehr besteht.

Die Versorgung und die Logistik der russischen Einheiten wird komplett zusammenbrechen und für diese und die vielen weiteren Mängel wird man keine Abhilfe finden. Die Soldaten werden massenhaft desertieren und in Scharen das Kampfgebiet verlassen und auch die Zwangsmaßnahmen und die rechtlichen Drohungen ihrer Führung werden sie davon nicht abhalten. Niemand wird mehr zu tun bereit sein, was von ihm verlangt wird, jeder sucht nur noch für sich selbst einen rettenden Ausweg aus der aussichtslosen und unerträglichen Lage.

Die russische Führung muss die ganze gescheiterte Unternehmung jetzt beenden, wenn sie den Schaden noch einigermaßen eingrenzen will. Je länger man aber auf die militärische Karte setzt und, durch welche Maßnahmen und Mittel auch immer, auf eine Vergrößerung der eigenen Kampfkraft hofft, umso gravierender werden am Ende die Konsequenzen sein und umso umfangreicher wird die Niederlage ausfallen. Dieser Kampf ist für die Russen nicht zu gewinnen, das sollte mittlerweile jedem Entscheider klar sein. Wer jetzt nicht einlenkt und den Kurs fundamental ändert, wird am Ende für die Niederlage und ihre Folgen mitverantwortlich gemacht werden.

Man muss im Kreml jetzt grundsätzlich umdenken und einsehen, dass man nicht mehr in der Machtposition ist, in der man sich vor der Invasion wähnte. Man wird die Lage auch im Kreml deswegen zunehmend nüchtern betrachten und akzeptieren, dass Herr Putin und seine Berater mit dem Beginn dieses Krieges einfach eine schlechte Entscheidung getroffen haben. Das lässt sich nicht mehr rückgängig machen, man kann jetzt nur noch Schadensbegrenzung betreiben und die eigenen Schäden und Folgen einigermaßen gering halten. Man wird also auch auf russischer Seite nach Auswegen suchen und auf eine schnelle Beendigung des Konfliktes hinwirken.