Man wird in allen sich als anti-westlich verstehenden Ländern das Opponieren gegen den scheinbar ungerechten und arroganten Westen aufgeben, denn die moralische Überlegenheit, die man sich selbst zuschreibt, ist in Wahrheit Pseudo-Moral und bloßes Gerede. Denn die Feindseligkeiten gehen heute nicht mehr vom Westen aus, sondern von ihnen selbst.
Denn wenn eine scheinbar an Einfluss zur Zeit unterlegene Partei der größeren Partei Unmoral vorwirft, kann das verschiedene Gründe haben und häufig handelt es sich dabei um Scheinheiligkeit, eben genau das, was man den gerade Mächtigeren immer vorwirft. Denn wenn die Parteien, die so argumentieren, einmal gegenüber einer anderen schwächeren Partei selbst in der besseren Position sind, machen sie genau dasselbe, was sie ihren angeblichen Unterdrückern immer vorwerfen.
Der Iran z.B. hat immer behauptet, der Westen, vor allem Israel und seine Schutzmacht USA und deren Politik, seien ursächlich verantwortlich für alle Konflikte im Nahen Osten. Man kritisierte die Praxis, ihren Einfluss über Stellvertreterkriege auszuweiten und zu festigen und sich in die inneren Angelegenheiten anderer Länder einzumischen und diesen ihren Willen aufzuzwingen. Das alles scheint auf den ersten Blick berechtigt zu sein, allerdings haben sich die USA in den letzten Jahren etwas aus dem Nahen Osten zurückgezogen und das erste, was der Iran dann machte, war genau das, was man den USA immer vorwarf: Man mischt sich in die inneren Angelegenheiten der Nachbarn ein (Irak, Libanon, Syrien), strebt danach seinen Einfluss in der Region auszudehnen und führt einen Stellvertreterkrieg im Jemen auf Kosten der dortigen Bevölkerung.
Man kritisierte die Politik des Westens also offenbar nicht deswegen, weil man sie wirklich für unmoralisch ansah, sondern allein deswegen, weil man selbst zu solchem Handeln nicht in der Lage war. Denn sobald sich die Möglichkeit dazu ergab, taten die früheren Kritiker dieser Praxis genau dasselbe.
Aktuell macht die russische Regierung wieder das Gleiche, denn das, was sie dem Westen vorwirft, tut man jetzt selbst mit der Ukraine, man versucht, dem Land durch Gewalt und einen rechtswidrigen Krieg den eigenen Willen aufzuzwingen und behandelt es als Spielball der eigenen Interessen.
Die Front der Länder, die sich als Widerstand gegen den angeblich imperialistischen Westen sieht, wird also verstummen und man wird sich an der eigenen Nase fassen und sich bei der moralischen Prüfung und Kritik auf das eigene Handeln konzentrieren. Man wird das Opponieren gegen den Westen endgültig aufgeben und stattdessen die Zusammenarbeit suchen.
Denn das ist in allseitigem Interesse und das Schüren von Feindseligkeiten und das Festhalten daran ist auch nicht im Sinne ihres eigenen Volkes. Durch Kooperation lässt sich mehr bewirken, als durch ewiges Opponieren, Verurteilen und durch unbegründeten und obsolet gewordenen Widerstand. Denn man ist dem Westen nicht moralisch überlegen, alle Länder haben ihre Probleme, Schwächen und Interessen und Jeder sucht das, was er als das Beste für sich und sein Volk ansieht, denn dazu sind sie in ihr Amt gewählt.
Die heute weit verbreiteten Feindseligkeiten und Unterstellungen nützen am Ende unter den Menschen niemandem, der einzige, der davon Nutzen hat und sich daran freut, ist der gemeinsame Feind aller Menschen, denn er ist es, der die Menschen gegeneinander anstachelt und aufwiegelt. Wer sich von ihm aufhetzen lässt, mit welchen (Schein-) Argumenten auch immer, stellt sich in seinen Dienst und er wird in Zukunft auch keinen Erfolg mehr damit haben, denn die Völker werden der ewigen Konflikte zunehmend müde und sie werden die Regierenden immer mehr zu internationaler Kooperation und zur Überwindung alter Ressentiments und Feindbilder antreiben. Denn dadurch können sie mehr gewinnen als durch leere Versprechungen, hohle Phrasen und Parolen, die niemand mehr hören kann.
Es wird unter den Völkern und unter den Regierungen ein neuer Geist wachsen und man wird die bisherigen Gewissheiten mehr und mehr infrage stellen und überwinden. Denn die Menschen werden eine einige Gemeinschaft werden und wer darauf nicht hinwirken will, der wird seinen Einfluss verlieren und man wird auf ihn nicht mehr hören. Die Kriegstreiber und Aufwiegler werden verstummen und es werden jetzt überall die Friedensstifter und Versöhner an die Macht kommen.
Bald wird man an die ganzen Probleme, die heute das Denken der Menschen und die Weltlage beherrschen, nicht mehr denken und niemand wird sich diese alte Zeit zurückwünschen.
Das alles ist beschlossene Sache und Jedem, der die Schriften kennt, bekannt und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis das alles durchgesetzt sein wird. Diese Wende hat bereits begonnen und wird sich jetzt weiter beschleunigen.